an Oberflächlichkeit zugrunde
gegangen."
Ihr Mann weigert sich und sagt:
"Dann bin ich der Erste. Mir geht
es wie dem Bruno Kreisky, der
über den Opernball gesagt hat,
dass er die Rache der Geschichte
an den Revolutionären ist."
Darauf erwidert seine Frau:
"Das einzig Revolutionäre an dir ist dein exorbitanter Alkoholkonsum."
Ins Fichtegebirge kam Franzobel übrigens dank eines früheren Werkes zum Thema Alkohol. Es heißt "Die Trinkersonne", wie Geman Schlaug bei der Lesung erzählte. Der ehemalige Kunsterzieher hatte auf dem Hofer Theresienstein eine Ausstellung des Zeichners Kay Voigtmann besucht und war auf die "Trinkersonne" gestoßen. In diesem Grafik-Band illustrieren Voigtmanns Radierungen Franzobels Erzählungen. Der skurrile Humor des Schreibers und des Zeichners verbinden sich zum Tauchgang in allerlei absurde Elemente des Realen. Nachdem Schlaug sich später noch im Weißenburger Bergwaldtheater über Franzobels "Lebkuchenmann" amüsiert hatte, lud er den Künstler im Namen des Wunsiedler Bürgerforums zur Lesung ein. Eine sehr gute Entscheidung.
Das Publikum mochte am Donnerstagabend Franzobels sezierende Satiren, die teilweise Thomas Bernhardsche Züge tragen - wie die monologisiere Corona-Suada oder die Beschreibung eines Lebens im Ikea-Wahn: Alle Gegenstände werden originalgetreu mit ihren Ikea-Namen benannt. Auch die nationalen Schöpfungsgeschichten des Dichters sind dank ihrer kuriosen Sprach-Konglomerate köstlich komisch.
Zum Schluss stellte Franzobel noch sein Meisterstück, "Das Floß der Medusa" vor. In diesem hochgelobten Roman, der auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1816 beruht, treibt der Autor sein Haupt-Thema, die Fragilität der menschlichen Existenz, auf die Spitze: "Es braucht nicht viel, damit etwas kippt und bürgerkriegsartige Zustände herrschen."