Sie lieben die Diphthonge. In ihrem Dialekt, dem Sechsämterischen (Sprachforscher sprechen vom Nordbairischen), wimmelt es nur so von Diphthongen, ja sogar von Triphthongen. Und sie kauen voll Inbrunst auf ihnen herum, wie auf einem zähen Stück Kronfleisch, ihrem Leibgericht. Beispiele gefällig: waouern (= schmerzen), quwaoutschn (= tölpelhaft durch die Gegend tapsen) oder Daoutschn (= Hausschuh). Ein Diphthong ist laut Definition ein Doppellaut aus zwei Vokalen; ein Vokal geht dabei in den anderen über. Analog dazu ist ein Triphthong eine Aneinanderreihung und Zusammenziehung dreier Vokale – eine Kieferübung, die nur beherrscht, wer im südlichen oder östlichen Bereich des Landkreises Wunsiedel geboren, also ein Eingeborener ist. Eine andere folkloristische sprachliche Eigenheit dieses Diphthonge, Triphthonge und Kronfleisch kauenden Völkchens hinter den sieben Bergen erschließt sich einem Nichteingeborenen erst, wenn er einmal in das wahre Leben, in das Vereinsleben, hineingeschnuppert hat. „Insbesondere möchte ich mich an dieser Stelle von unserem Kassier bedanken“, sagt da etwa ein Vereinsvorsitzender bei der Jahreshauptversammlung, weil der Müller Schorsch das Geld auch im vergangenen Jahr wieder gut zusammengehalten hat. Oder aus der gleichen Versammlung: „Ich bedanke mich ganz herzlich von unserem Bürgermeister, dass er die Zeit gefunden hat, zu uns zu kommen.“ Man bedankt sich von jemandem und nicht bei jemandem. Auch wenn das in den Ohren eines Normalsterblichen ein klein wenig waouert. heub