Wunsiedel Zeitreise zu den alten Handwerkskünsten

Von Jacqueline Burak

Zahlreiche Besucher strömen ins Fichtelgebirgsmuseum, um Schmied, Zinngießer, Uhrendoktor und Töpfer bei der Arbeit zuzusehen. Es ist ein buntes Fest für Groß und Klein.

 
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Wunsiedel - Pünktlich um 14 Uhr hat die Sonne ihre Strahlen in den Innenhof des Fichtelgebirgsmuseums gestreckt. Die Bratwürste brutzelten schon am Grill, das Musiker-Trio "Houbous" stimmte die ersten Töne auf Tenorhorn, Klarinette und Akkordeon an und aus den Werkstätten drangen geschäftige Laute. Beim Museumsfest hatten nicht nur die großen Besucher Spaß, vor allem die Kleinen waren mit Feuereifer dabei.

Mit einer Rundlaufkarte konnten die Kinder Stempel sammeln, um sich anschließend einen Preis auszusuchen. So stand zuerst die Kinderführung durch die Sonderausstellung "Uhrsprünge. Zeitmesser aus drei Jahrhunderten" auf dem Programm. Yvonne Müller vom Museumsteam erklärte, "was alles eine Uhr sein kann". "Schaut mal", sagte sie und holte einen Stock hervor. "Das kann auch eine Uhr sein." Die Kids waren noch etwas skeptisch. "Früher haben die Menschen ihre Zeit an der Sonne gemessen", erklärte Yvonne Müller weiter. Aber es gab noch andere Methoden. Die Leute lasen damals ihre Zeit auch mit Hilfe von Kerzen oder Wasser ab.

Im Anschluss schwärmten die Kleinen aus. Die einen gingen zum Sonnenuhrbasteln. Die anderen klapperten die Werkstätten ab. Beim Schmied bewunderten sie den Amboss und den Blasbalg. Ein kleines Feuer knisterte im Herd. "Wollt ihr mal Harry Potter spielen", fragte der Schmied. Die Kids nickten mit großen Augen, während der Handwerker eine Handvoll Eisenpulver ins Feuer warf. Die Funken stoben und die kleinen Zuschauer murmelten respektvoll "Wow".

Einen Raum weiter zeigte der Töpfer sein Können. Hier durften auch die Großen ran. "Viele wundern sich, weil man dazu gar nicht viel Kraft braucht", sagte Kunstkeramiker Fred Zimmermann schmunzelnd. Mit Wasser, schnellen Drehungen und ein bisschen Fingerspitzengefühl schuf eine Frau im Handumdrehen ein "Kaffeetipferl".

Die nächste Station führte zum Zinngießer. Das silbrige Metall füllte er vorsichtig in eine Form und tauchte sie dann zischend ins Wasser. Nachdem der Zinn abgekühlt war, musste gehämmert werden. Heraus kam ein Becher ohne Fuß. "Der Zinn ist flüssig und etwa 350 Grad heiß", erklärte der Zinngießer. Schritt für Schritt entstand ein silberner Kelch.

An der Limobar konnten die Kinder grüne, gelbe, rosa, blaue und violette Limonade trinken. Für jeden gab es einen Schluck und dann galt es die Frucht zu erraten: Himbeere? Apfel? Zitrone oder Limette? Das war oft gar nicht so einfach.

Uhrendoktor Alois Nowack gab ebenfalls einen Einblick in eine komplexe Welt: In das Innenleben einer Uhr. Kleine und größere Uhren standen und lagen auf seinem Tisch. Auch sein Werkzeug hatte er dabei: Viele Stäbchen, wie Pinzetten und Mini-Schraubenzieher und eine große Lupe. Der Mann mit den beiden Brillen, eine auf der Nase und eine auf der Stirn, und dem Rauschebart wusste sofort, was seine Besucher wollten. "Ihr seid für den Stempel hier, nich", fragte er mit nordischem Akzent. Ein bisschen schüchtern nickten die Kinder, aber holten sich brav ihr letztes Stempelchen. "Ich reparier nur die alten, mechanischen Uhren", erklärte Nowack.

Auch an die Großen hatten Museumsleiterin Dr. Sabine Zehentmeier-Lang und ihr Team gedacht. So wurde "Uhrenöl", feiner Ingwerlikör, ausgeschenkt. Und im Innenhof verweilten die Besucher bei swingender Musik mit den "Houbous" und Leckereien aus dem Fichtelgebirge.

Viele wundern sich, weil man gar nicht so viel Kraft braucht.

Töpfer Fred Zimmermann