Strom sparen? Von wegen!
Doch die Energiesparrechnung ging nicht auf. Laut Bundesumweltamt spart man während der Sommerzeit zwar abends elektrisches Licht, morgens aber wird dafür umso mehr geheizt. 2015 wurden in Deutschland 530,6 Terawattstunden (1 TW = 1 Billion Kilowatt/kWh) Strom verbraucht. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Kopf lag 2014 bei 1654 Kilowattstunden, kWh. Durch die Umstellung auf die Sommerzeit werden einem Gutachten für den Bundestag zufolge gerade mal 0,21 Prozent Strom im Jahr eingespart.
Tiere sind Gewohnheitswesen. Wenn Katzen eine Stunde früher Fressen bekommen, die Leuchte im Aquarium 60 Minuten früher angeht und Hunde 3600 Sekunden früher Gassi gehen sollen, wird für manches Lebewesen ganz schön eng.
Das gilt auch für Kühe, die es in ihrem Milchproduzenten-Leben nicht leicht haben. Jeden Tag kommt der Bauer zum Melken. Plötzlich ist alles ganz anders und er will eine Stunde früher oder später als sonst den Kühen an die Euter. Die Zeitumstellung bringt den Biorhythmus von Vierbeinern total durcheinander. Rindviecher geben bis zu eine Woche lang weniger Milch als sonst.
Es wird sein wie jedes Jahr. Der Montag nach der Zeitumstellung – in diesem Jahr ist es der 27. März – kracht es auf Deutschlands Straßen öfter als sonst an Montagen. Ganz klar: Die Autofahrer sind alles andere als hellwach und hängen mit Verstand und Gefühl noch eine Stunde.
Diese Vermutung legt die Unfallstatistik nahe. Der Auto Club Europa (ACE) hat in einer Studie (2013) statistisch nachweisen können, dass bis zu 30 Prozent mehr Unfälle in der Woche nach der Zeitumstellung stattfinden. Das durch die einstündige Zeitumstellung „hervorgerufene Schlafdefizit wirkt laut ACE bei zahlreichen Menschen so ähnlich wie ein Jetlag. Derartige Durchhänger gingen nicht selten mit Konzentrationsschwächen einher.“ Im Straßenverkehr können dies fatale Folgen haben, da jeder vierte Unfall in Deutschland auf Sekundenschlaf zurückzuführen sei.
Deshalb empfiehlt der ACE: „Bei ersten Anzeichen von Schlaffheit und Schwindel unbedingt Aktivpausen einlegen. Autofahrer sollten sich an der frischen Luft bewegen, vitaminreiche Nahrung zu sich nehmen. Kein Nickerchen machen.“
Zeit ist gesetzlich festgeschrieben
Am 1. August 1978 trat das Gesetz über die Zeitbestimmung in Kraft. Am 12. Juli 2008 wurde es wieder aufgehoben und in das Gesetz über die Einheiten im Messwesen und die Zeitbestimmung übertragen.
Dort heißt es in Paragraf 5, Absatz 1: „ Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird ermächtigt, zur besseren Ausnutzung der Tageshelligkeit und zur Angleichung der Zeitzählung an diejenige benachbarter Staaten durch Rechtsverordnung, die nicht der Zustimmung des Bundesrates bedarf, für einen Zeitraum zwischen dem 1. März und dem 31. Oktober die mitteleuropäische Sommerzeit einzuführen.“
Wer sich nicht an die Vorschrift hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit und kann nach Paragraf 10 mit einer Geldbuße bestraft werden.
Im Frühjahr und Sommer läuft der menschliche Organismus zur Höchstform auf. Eine Stunde mehr Tageslicht – das lässt sich was wegschaffen. Aber wie steht es um das Sexleben? „Im Dunkeln ist gut munkeln“, sagt der Volksmund. Laut „Sexreport 2013“ ist der größte Wunsch der Deutschen: mehr Sex! 61 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen hätten gern öfter, länger und fantasievoller Geschlechtsverkehr (GV).
Mit durchschnittlich 139-mal jährlich liegen die Deutschen im oberen Mittelfeld. Weltweit Spitze sind die Griechen mit 164 mal Sex pro Jahr und sind damit die Spitzenreiter (letzter Platz: Japaner mit 48 Akten. Bekanntlich steigt die Geburtenzahl neun Monate nach einem totalen Stromausfall exorbitant an. Demzufolge ist die Sommerzeit für das Sexualleben eher abtörnend.
Auch in Asien und Afrika gibt es in manchen Ländern die Zeitumstellung
38 Prozent aller Staaten auf der Erde haben aktuell Zeitumstellungen. Da die Tageslänge in Nähe des Äquators weniger variiert, stellen die meisten Länder in tropischen Gebieten ihre Uhren nicht um. Die meisten Länder mit Zeitumstellungen befinden sich in Europa:
Afrika: 3 Länder
Asien: 7 Länder
Australien/Pazifik: 5 Länder
Europa: 49 Länder (mit Ausnahme von Irland, Weißrussland und Russland)
Nordamerika: 7 Länder
Südamerika: 3 Länder
73 der insgesamt 193 Staaten der Erde drehen in diesem Jahr wieder an der Uhr. Fast alle befinden sich in den gemäßigten Breiten. Es handelt sich um jene Klimazone auf beiden Erdhalbkugeln, die zwischen den Subtropen im Süden (Jahresmitteltemperatur über 20 Grad Celsius) und der kalten Zone im Norden (wärmster Monat Mitteltemperatur unter zehn Grad Celsius) liegt.
Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt immer am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr MEZ, indem die Uhr um eine von 2:00 Uhr auf 3:00 Uhr vorgestellt wird. Sie endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr MEZ. Die Uhr wird dann um eine Stunde von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt.
Kompliziert wird es bei Staaten mit mehreren Zeitzonen
Deutschland, Österreich und die Schweiz haben nur eine Zeitzone. Komplizierter wird es in großen Flächenstaaten wie Russland und den USA (elf Zeitzonen). Das Land mit den meisten Zeitzonen weltweit – nämlich zwölf – ist Frankreich. Der europäische Landesteil (France métropolitaine)liegt in derselben Zone wie die restlichen Staaten Mitteleuropas. Hier gilt die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) als Normalzeit und die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ), wenn Sommerzeit befolgt wird. Da allerdings zum französischen Staatsgebiet auch Dutzende außereuropäische Überseegebiete (La France d’Outre-Mer) gehören, hat die Grande Nation einer riesige geografische Spannbreite vorzuweisen. Sie erstreckt sich von UTC -10 Stunden (Französisch-Polynesien) bis UTC +12 Stunden (Wallis und Futuna) erstreckt.
Zur Info: UTC ist die Abkürzung für die Koordinierte Weltzeit („Coordinated Universal Time“. Dieser Zeitstandard ist die Standardgrundlage für die Berechnung in +/- aller Ortszeiten in Zeitzonen weltweit). Zeitzonen-Schlusslicht ist China, wo als einzige Zeitzone die „China Standard Time“ (CST, UTC +8) gilt.
Einer der größten Flickenteppiche in Sachen Zeitzonen ist Australien. Die Bundesstaaten New South Wales, Australian Capital Territory, Victoria, Tasmanien und South Australia halten die Sommerzeit (erster Sonntag im Oktober bis erster Sonntag im April) ein. In South Australia gibt es außerdem eine „Central Summer Time“genannte Sonderzeitzone. Die anderen Bundesstaaten Northern Territory, Queensland und Western Australia haben keine Sommerzeit.
Das Zeitchaos führt dazu, dass an den Schnittpunkten verschiedener Zeitzonen wie Cameron Corner (ein geografischer Punkt im australischen Outback, an dem die Grenzen von Queensland, South Australia und New South Wales aufeinandertreffen) dreimal im Jahr Silvester gefeiert werden kann.
Einen sehr flexiblen Umgang mit der Sommerzeit pflegt man in Ägypten. Das Thema Zeitumstellung ist den vergangenen Jahrzehnten immer zu einem Politikum hochgekocht worden. Vor allem der islamische Fastenmonat Ramadan spielt hierbei eine wichtige Rolle. 2016 wurde der Beginn der Sommerzeit weit in den Hochsommer verschoben. Der Grund: Die Sonne während des Ramadan ging früher unter, so dass gläubige Muslime früher das Fastenbrechen begehen konnten und weniger Stunden mit knurrenden Magen durch die Welt laufen mussten.
In Wladimir Putins Reich herrscht ewiger Winter, was nicht politisch gemeint ist. 2014 wurde in Russland die ewige Sommerzeit abgeschafft und ganzjährig die Winter(normal)zeit wiedereingeführt. Damit endete ein dreijähriges Experiment von Vorgänger Dimitri Medwedjew, der im Frühjahr 2011 zum Ärger vieler Bürger die Dauersommerzeit durchgesetzt hatte, wodurch fortan der Unterschied zum übrigen Europa winters drei und sommers zwei Stunden betrug.
Prominentester Kritiker der Dauersommerzeit-Regelung war der als Langschläfer bekannte Putin. Er erklärte, dass er im Winter noch länger brauche, um in die Gänge zu kommen. Im benachbarten Weißrussland gilt seit 2011 dauerhaft die Sommerzeit. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.zeitumstellung-am-wochenende-so-bereiten-sie-sich-auf-die-sommerzeit-vor.9c68371c-505b-4dca-a92f-418112d38c40.html http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.schlafstoerungen-ade-die-besten-tipps-fuer-eine-erholsame-nacht.dbf3e3d5-dd16-4534-b5ee-c3b60a5cd620.html http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.zeitumstellung-winterzeit-stunde-vor-oder-doch-zurueck.05bebe48-c7d2-4a06-bf71-3ae7c0c2c4ab.html