Zu viel Licht in der Nacht Das Licht hat auch Schattenseiten

Heike Richter
Laternen als Todesfallen: Insekten orientieren sich an kühlen bläulichen Lichtquellen, die sie für den Mond halten. Aber auch gelbes, warmes Licht kann kühle Farbanteile enthalten. Deshalb sollten Laternen nicht zu hell und nach unten gelenkt sein. Foto: /Patrick Findeiß

Jährlich sterben Milliarden von Insekten an denFolgen der Lichtverschmutzung. BeimMenschen kann sie eine Art „Jetlag“ verursachen. Intelligente Beleuchtung kann Abhilfe schaffen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - Licht und Schatten stehen in direktem Zusammenhang. Licht macht ein Objekt sichtbar, Schatten gibt ihm aber Masse und Tiefe. Die Schattenseiten des Lichts für Flora, Fauna und den Menschen hat am Donnerstagabend Simon Bauer in seinem Vortrag im Garten der Lorenzkirche beleuchtet. Er ist Biodiversitätsbeauftragter der Regierung Oberfranken. Initiator der interessanten Veranstaltung war Wolfgang Degelmann vom Bund Naturschutz Kreisgruppe Hof.

Was ist Lichtverschmutzung oder auch Lichtsmog? „Die Problematik ist relativ neu“, berichtete Simon Bauer. Die stetige Zunahme von Beleuchtungen hat Auswirkungen auf den Menschen, wie der Referent weiter erläuterte. Der für den Organismus immens wichtige Tag-Nacht-Rhythmus wird demnach durch zu viel Licht in der Nacht gestört, und die innere Uhr kann auch „stehen bleiben“. Eine Art „Jetlag“ ist die Folge. Die Körperzellen bekommen im Schlaf nicht ausreichend Regeneration, das kann drastische Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Aber nicht nur für den Menschen ist zu viel falsches Licht gefährlich. Insekten orientieren sich, auch von großer Entfernung aus, an kühlen bläulichen Lichtquellen, die sie für den Mond halten. Sie fliegen sie an und verenden dann dort. In einer einzigen Sommernacht sterben in Deutschland rund 1,6 Milliarden Insekten an Straßenlaternen.

Die vielen oft kaltblauen Lichter einer Stadt, die stark nach oben abstrahlen, locken die Insekten aus ihrem Lebensraum – oft in den Tod. Die Folge: Die Insektenpopulation wird stark dezimiert und viele Arten sterben aus. Dies hat wiederum fatale Auswirkungen, denn Insekten dienen anderen Tieren als Nahrung, bestäuben Bäume und Blühpflanzen, sind wichtig für Böden und das Wasser und bilden somit die Grundlage eines gesunden Ökosystems.

Diese Infos stimmten nachdenklich: Was ist zu tun? Jeder sollte bei sich zu Hause darauf achten, so der Referent, nicht zu viele unnötige Beleuchtungen zu nutzen. Wer im Freien Beleuchtung hat, sollte sie mit warmen Lichtquellen ausstatten und nach unten ausrichten. Nachts gilt auch im Garten: „Licht aus!“

Gravierender als die Gartenbeleuchtungen sind jedoch „falsche“ Straßenbeleuchtungen von Städten und Kommunen sowie die Beleuchtungen von Geschäften und Firmen. Ideal dafür sind LED-Leuchten mit gelbem, warmem Licht. Aber auch gelbes, warmes Licht kann kühle Farbanteile enthalten. Deshalb sollten Laternen nicht zu hell und nach unten gelenkt sein. Die Stadt Stegaurach gilt hier als Vorreiter. Sie hat alle Straßenlaternen mit warmweißen LED-Leuchten ausgestattet und ließ sich das rund 40 000 Euro kosten. Die Straßenbeleuchtung zu später Stunde zu dimmen oder abzuschalten würde den positiven Effekt für die Umwelt noch verstärken.

Seinen Vortrag schloss Simon Bauer mit Infos zu der umweltverträglichen Beleuchtung ab. Nachdem er alle Fragen beantwortet hatte, folgte ein kleiner Rundgang durch die Stadt, bei dem die Teilnehmer Beleuchtungen begutachteten und bewerteten.

Wahrscheinlich lag es an der kühlen Witterung, dass sich nur wenige Interessierte zum Vortrag eingefunden hatten. Der Bund Naturschutz plant jedoch für den Herbst eine zweite Veranstaltung zu diesem wichtigen Thema, zu der auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden eingeladen werden.

Bilder