Im Innenteil darf ich lesen, dass Frauen um die vierzig ohne den üblichen zweistündigen Aufenthalt in der Maske eben so und nicht anders aussehen. Zumindest wenn sie Haushalt, Kinder und Job unter einen Hut bringen. Echt wahr? Vielleicht wenn man Barbara Schöneberger ist. Wenn ich dagegen um 6.30 Uhr nach einer Nacht aus den Federn krieche, in der der Rauchmelder im Kinderzimmer um 2.30 Uhr beschlossen hat, lautstark kundzutun, dass seine Batterie zur Neige geht, schaue ich anders aus. Selbst das Hausaufgabenheft meiner Tochter ist dann weniger zerknittert. Jede Geisterbahn würde mich in so einer Verfassung vom Fleck weg engagieren. Selbst nach einer Nacht mit sieben Stunden Schlaf ist eine ungeschminkte Alicia Keys, Gywyneth Paltrow oder eine Heidi Klum eine wahre Beautyqueen gegen mich. Zum Glück störte das bis vor Kurzem keinen großen und schon gar keinen kleinen Geist in unserem Haus. Meine Kinder fanden mich auch in völlig zerknautschtem Zustand, unbemalt, mit Schlabberschlafanzug und Augenringen bis zu den Kniekehlen schön. Dann aber passierte es. Am Frühstückstisch musterte mich neulich meine Jüngste aufmerksam. "Mama, was hast du da im Gesicht?" Ich wischte mir mit dem Handrücken einen imaginären Krümel vom Kinn. "Nein, nicht da. Da oben." Sie fuhr mit ihrem Finger ihre Stirnmitte entlang und beäugte mich weiter kritisch. Meine Älteste stöhnte auf. "Das sind Falten. Die bekommt man, wenn man alt wird." Ich stürmte ins Badezimmer. Tatsächlich. Beim Anblick meines Spiegelbildes wurde mir eines klar: No-Make-up-Selfies mögen ja vielleicht voll im Trend sein. Aber auf solche ungeschminkte Wahrheiten könnte ich getrost verzichten.