Eigener Inhalt 50 Jahre Capri: Der Ford, der Colt hätte heißen sollen

Wolfgang Plank

Schon der Name traf damals eine deutsche Sehnsucht: Capri. Die Insel im Golf von Neapel war das Traumziel schlechthin - und vor 50 Jahren kam das längst legendäre Sportcoupé von Ford auf den Markt. Der nur 6995 Mark teure 2+2-Sitzer sollte sich zu einem Bestseller entwickeln.

 
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Entworfen hatte den Wagen Philip T. Clark, der schon den Mustang gezeichnet hatte. Das Fahrwerk mit starrer Hinterachse an Blattfedern hatten die Entwickler fast unverändert vom Taunus übernommen. Und eigentlich hätte der Neue Colt heißen sollen. Dummerweise jedoch hatte sich Mitsubishi diesen Namen bereits reservieren lassen. Dann eben Capri…

Fünf Varianten von 50 bis 108 PS standen zur Wahl: bis 1,7 Liter Hubraum in V4-, darüber in V6-Formation – erkennbar am "Power-Buckel", einer verräterischen Ausbuchtung in der Motorhaube. Im Herbst folgte der 2300 GT mit scharfer Nockenwelle, Doppelrohrauspuff und 125 PS. Die Ikone aber war und ist der 2600 RS von 1970 – der bis dato sportlichste Ford überhaupt. Für 15 800 Mark gab’s sechs Zylinder, Kugelfischer-Einspritzung, Sportfahrwerk, mattschwarze Haube und stolze 150 PS.

Das letzte Jahr der Generation I wurde zum erfolgreichsten der Capri-Historie überhaupt: im August 1973 rollte das millionste Exemplar vom Band. 1974 – mitten hinein in die Ölkrise – kam der Nachfolger. Zum Glück etwas graziler und darum weiterhin gut verkäuflich. Das Motorenprogramm blieb weitgehend identisch, im Mai 1976 kam der Capri S mit Dreiliter-V6-Triebwerk.

Die dritte und letzte Baureihe folgte im März 1978. Die Führung der Hinterräder übernahm eine spur- und sturzkonstante Hinterachse mit Querstabi, und 1979 stieg der nunmehr 19 608 D-Mark teure Capri S in den seinerzeit noch elitären Klub der 200 km/h-Flitzer auf.

Ein Knaller kam 1981: Der Capri 2,8 Injection war eine Schöpfung von "Special Vehicle Engineering" – einem Vorläufer von Ford Performance. Sein V6-Einspritzer ermöglichte mit 160 PS Tempo 210 und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in gut acht Sekunden. Wenig später folgte der auf 200 Exemplare limitierte Capri Turbo. Unter seiner Haube schlug das auf 188 PS aufgeblasene Herz des "Injection", auf Wunsch gab’s ein Sperrdifferenzial, dazu 235er-Reifen, Verbreiterungen sowie Front- und Heckflügel.

Die Motorsport-Karriere des Capri begann 1970 mit dem 2600 RS. 1971 folgten bereits der Titel in der Tourenwagen-EM und der Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft. Auch 1972 dominierte der Wagen – sogar auf schwerem Geläuf. Ins Rampenlicht fuhr sich damals ein gewisser Walter Röhrl. Späterer zweifacher Weltmeister und lebende Rallye-Legende.