Eigener Inhalt Benz-Projekt mit Bosch: Parken wie von Geisterhand

Wolfgang Plank
 Quelle: Unbekannt

Wie von Geisterhand bewegt setzt sich das Auto in Bewegung, rollt das Parkdeck entlang, fährt um Kurven und Stockwerke hinauf. Am Steuer: kein Mensch ...

 
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Ein Mann auf dem Weg zum Flughafen. Im Benz. Allein. Er fährt ins Parkhaus, steigt aus, holt seinen Trolley aus dem Kofferraum. So weit, so normal. Alltag vor Corona zigtausendfach. Was dann folgt, ist sehr viel seltener. Der Mann zückt sein Smartphone, startet eine App – und geht. Ohne sich noch einmal umzudrehen. Schließlich wartet sein Flieger. Ab hier allerdings bekommt die Geschichte etwas beinahe Gespenstisches. Noch. Doch schon bald könnte das Alltag sein. Zigtausendfach.

Wie von Geisterhand bewegt setzt sich das Auto in Bewegung, rollt das Parkdeck entlang, fährt um Kurven und Stockwerke hinauf. Am Steuer: kein Mensch. Eine Frau kreuzt den Weg. Das Auto bremst, wartet, fährt weiter. Irgendwann taucht ein freier Platz auf. Der Wagen lenkt hinein, Motor aus, Meldung aufs Handy. Fertig.

Wenn der Mann zurückkommt, am Abend oder auch Tage später, wird er am Gate sein Handy zücken und eine App starten. Wie von Geisterhand bewegt wird sein Auto aus der Lücke rangieren, durchs Parkhaus Richtung Ausgang fahren und auf einem Platz nahe der Schranke stehen bleiben. Er wird seinen Trolley in den Kofferraum legen, hinter dem Lenkrad Platz nehmen und in aller Ruhe davonfahren. Dass ein Auto wie gerufen kommt, erfährt plötzlich eine ganz neue Bedeutung.

Und natürlich ist es keine Geisterhand, die die S-Klasse lenkt, sondern die Sonderausstattung "Intelligent Park Pilot". Technik, die auch in anderen Autos längst Standard ist: 3D-Kameras, Radar, Laser, Ultraschall, dazu digitales Kartenmaterial. Damit findet der Wagen sich zurecht, kann Personen, andere Fahrzeuge und Hindernisse erkennen.

Noch geht das bloß in Stuttgart. Am Museum von Daimler-Benz. Denn zur Sonderausstattung im Wagen gehört auch entsprechende Infrastruktur im Parkhaus. Die kommt nicht von Mercedes, sondern von Bosch. Das Kürzel heißt AVP – Automated Valet Parking. In Kombination ergibt das im Schwabenland die weltweit erste behördlich für den Alltagsbetrieb zugelassene vollautomatisierte Parkfunktion nach Level 4. Die Bosch-Technik übernimmt die Führung und überwacht den Korridor, das Auto setzt die Befehle in Fahrmanöver um. Menschen stören da bloß.

Schon für normalen Parkverkehr ist AVP ein Gewinn. Noch mehr Bedeutung aber gewinnt das System, wenn künftig die Zahl der E-Autos steigt – und alle an die Steckdose wollen. Nicht an jedem Platz muss dann nämlich auch ein Anschluss sein. Das Szenario: Der Wagen steuert selbstständig eine Ladestation im Parkhaus an, wo der Akku per Induktion oder Roboterarm gefüllt wird. Ist das erledigt, geht’s vollautomatisch zu einem ganz normalen Parkplatz – und die Strom-Box ist frei für das nächste E-Mobil.