Besonders hart trifft es Opel. Mit dem Corsa-e wollten die Rüsselsheimer dieser Tage in Berlin ihr wichtigstes Modell überhaupt vorstellen. Schließlich trägt der Bestseller und Markenbotschafter den Blitz nicht bloß im Logo, sondern markiert mit 136 PS und einer Batterie-Reichweite von stolzen 330 Kilometern so etwas wie den Aufbruch. Und das nicht nur auf dem Papier. Der verschwesterte Peugeot 208 wurde vor ein paar Tagen immerhin zu Europas "Car of the Year" ausgerufen.
Opel-Sprecher Harald Schmidt bedauert die Absage sehr. Die Sorge um die Gesundheit aller habe aber keine Wahl gelassen. Mit einem zeitnahen Angebot an Fahrzeugen sollen zumindest verkürzte Testfahrten möglich gemacht werden. Wie sich Corona auf die Einführung weiterer Modelle auswirkt, will Schmidt derzeit noch nicht abschätzen.
Frust herrscht derzeit auch bei Ford. Mit dem Kuga fällt die Vorstellung eines der prominentesten Modelle flach. Genau genommen gleich doppelt. Erst platzte der große Europa-Auftritt in Portugal. "Binnen sieben Tagen haben wir dann eine Alternative in Bonn auf die Beine gestellt", sagt Ford-Sprecher Isfried Hennen. "Dann mussten wir aber notgedrungen auch die absagen." Und ein gutes Ende ist nicht abzusehen. "Wir fahren derzeit auf Sicht", bekennt Hennen. Die für das dritte Quartal geplante Präsentation des Mustang Mach-E ist derzeit alles andere als sicher. Von der IAA für Nutzfahrzeuge gar nicht erst zu reden.
Porsche gehört ebenfalls zu den Virus-Opfern. Für das Top-Modell 911 Turbo S mietete der Sportwagenbauer mit Laguna Seca in Kalifornien eine der bekanntesten Rennstrecken an. In Sachen Geld und Organisation keine der kleinen Nummern. Auch hier ging der Vorlauf über Monate. Die Autos wurden teilweise verschifft, ein paar gingen sogar per Flieger in die USA. Doch spätestens nach der Absage der Beijing Motorshow war man bei den Stuttgartern alarmiert.
"In der heißen Phase haben wir das Projekt jeden Tag neu bewertet", sagt Elena Storm. Die Sicherheit der Mitarbeiter und Journalisten habe stets Vorrang gehabt. Ein Happy End gab’s trotzdem nicht. "Als Corona zur Pandemie erklärt wurde, war für uns die Absage klar", so die Porsche-Sprecherin für Sportwagen-Modelle. Donald Trump mit seiner Einreisesperre sei da schon nicht mehr entscheidend gewesen.
Und wann gehen die Scheinwerfer in der Branche wieder an? Da wagt derzeit niemand eine Prognose. Schon weil man das mit der Zukunft durchaus wörtlich nehmen darf . . .