Der ID. R ist der sportliche Vorbote einer ganzen Baureihe rein elektrischer Fahrzeuge, die Volkswagen ab 2020 auf den Markt bringt. Und so sehen sie die Einsätze des 915-Volt-Autos als klares Bekenntnis zur Elektro-Mobilität. "Ein Rundenrekord auf der Nordschleife" sagt VW-Motorsport-Chef Sven Smeets, "gilt als Ritterschlag für jedes Fahrzeug."
Für die Hatz am Ring haben sie kräftig umgebaut. Mehr Bremse, weniger Abtrieb. Bei dem Plus an Luftdruck und Tempo gegenüber Pikes Peak würde sich der ID.R sonst festsaugen. Das Problem: Mit der Döttinger Höhe liegt das schnellste Stück ganz am Ende. Da, wo dem Akku der Saft auszugehen droht. Aber genau hier, auf der zweieinhalb Kilometer langen Geraden, werden die entscheidenden Sekunden geholt.
Damit das klappt, muss die Batterie sich wohlfühlen. Um die 30 Grad liegt das Optimum. Darum sorgt das gewaltige Aggregat im Auflieger des Service-Trucks in den Pausen nicht nur für Strom, sondern auch für Frischluft. Bloß nicht zu kalt – Kondenswasser im Akku wäre fatal. Betrieben wird die Ladestation mit Glycerin: fast schadstofffrei und nahezu CO2-neutral. Derweil haben die Kehrmaschinen am Ring ihre Arbeit getan. Kein bisschen Dreck vom Sonntag soll die Rekordfahrt gefährden. Aber in der Eifel muss eben immer auch das Wetter halten.
Es hält. Schon in der Aufwärmrunde knackt der ID.R die alte Marke deutlich. Doch Dumas ist noch nicht zufrieden. Der Dämpfer für die Aerodynamik-Balance wird getauscht, das Setup verfeinert. Vier Runden nur hat Dumas. Jede mit neuen Reifen der Dimension 330/40-18. Auch wenn die alten keine wirklichen Spuren zeigen – schon ein Millimeter Abrieb würde andere Temperaturen bedeuten. Zufall ist was für Amateure.
Am Ende der vierten und schnellsten Runde stehen 6.05,336 Minuten auf der Tafel. Ein Schnitt von fast 207 und gute 40 Sekunden unter der alten Bestzeit. Amtlich beglaubigt von Dr. Jens Böhle. Der Notar hat seinen Sitz ums Eck in Adenau und ist zuständig für alles, was am Ring mit Rekorden zu tun hat. Zur Sicherheit lässt er zwei eigene Uhren mitlaufen. Und er ist der einzige, der Anzug und Krawatte trägt. So ein Amt verpflichtet – auch bei 28 Grad.
Der Held ist am Ende zufrieden. Drei, vier Zehntel, schätzt er, hat er liegenlassen an der Einfahrt zum Schwalbenschwanz. Die Daten zeigen, dass er ganz nahe am Ideal unterwegs war: 98 Prozent dessen, was der Computer berechnet hat. Scheint, als wäre Dumas hellwach gewesen.
Bleibt die Frage, ob der ID.R womöglich sogar 5.19,55 Minuten knacken kann – die schnellste Zeit, die je am Ring gefahren wurde. Timo Bernhard hat sie 2018 mit dem Le-Mans-Porsche 919 Hybrid in den welligen Asphalt gebrannt. Bei VW Motorsport schwiegen sie dazu auffällig hartnäckig. Gut möglich, dass dem Elektroauto auch hier die Zukunft gehört…