Eigener Inhalt Škoda Fabia R5: Rasend erfolgreich

Wolfgang Plank

Üblicherweise verkaufen sich Škoda-Bestseller zu Hunderttausenden im Jahr. Und doch gilt ein Fabia als ganz besonders erfolgreich, von dem sie in Mladá Boleslav seit April 2015 gerade mal gut 200 Exemplare abgesetzt haben. Aber auch wenn das Gefährt eine Straßenzulassung hat - ein ganz normales Auto ist dieser Fabia kein bisschen.

 
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Man kann damit deutscher Rallye-Champion werden. Sofern man über hinreichend Talent verfügt. Sogar Weltmeister in der Kategorie WRC2. Allerdings trennt den Fabia im Schaufenster von dem auf dem Podium ein kleines Kürzel: R5.

Den Unterschied kann man an den dicken Backen sehen – und deutlicher noch am Preis. Während Škodas Stadtflitzer ab 12.230 Euro brutto den Besitzer wechselt, werden für einen fahrfertigen Rallye-Fabia schlappe 180.000 Euro fällig. Soll der Wagen siegfähig sein, sind es gar 230.000 Euro. Plus Mehrwertsteuer.

Das Geschäft brummt hier wie da: Was kein Wunder ist. Beide sind in ihrem Segment Marktführer. Der eine bei Kombis unter vier Metern – der andere bei Quertreibern unterhalb der freizügigen World Rallye Cars. Der Abstand ist vom Weltverband FIA so gewollt. Immerhin kostet ein WRC locker das Dreifache eines R5-Modells. Damit das so bleibt, dürfen sich Hersteller innerhalb der Konzern-Regale bedienen. Der Turbolader etwa, der dem 1,6-Liter-Motor des Fabia knappe 300 PS einhaucht, tut auch im Audi S3 Dienst; die Lenkung stammt vom Kleinlaster Crafter.

Und so sieht der Rallye-Fabia eben doch nur ganz ähnlich aus wie sein Serien-Pendant. Für die breiteren Räder braucht es wuchtigere Kotflügel, für mehr Luft größere Einlässe, für schnelleres Schalten ein sequenzielles Getriebe, für mehr Vortrieb den Allrad. Das Innere ist ausgeräumt, die Fahrgast-Zelle eine im Wortsinn. An die 40 Meter kunstvoll verschweißtes Stahlrohr, zwei spartanische Sitze, Gurte, Feuerlöscher – Komfort ist nun mal nicht die Kernkompetenz eines Siegerautos. Eher Vortrieb pur.

Ein bisschen davon steckt in jedem Škoda. Weil alle Erkenntnisse irgendwann in die Serie fließen. Über Radaufhängung, Gewichtsverteilung Fahrwerk, Ansprechverhalten und was sonst noch alles. Schließlich gibt es keine härteren Tests als die Rallye-Pisten dieser Welt.

Beim Lauf zur Rallye-EM in Rom am vergangenen Wochenende sind 32 R5-Autos am Start – alleine 19 Škoda Fabia. In einem davon: Fabian Kreim. Der Vorname klingt nach Programm, ist aber Zufall. Nach zwei deutschen Titeln mit dem gefiederten Pfeil schielt der 25-Jährige nach Höherem. Škoda Auto Deutschland schielt mit. Stellt das Auto und hofft auf Lorbeer.

Zu Recht. Mit Copilot Frank Christian fährt Kreim rund um die Ewige Stadt auf Rang vier und gewinnt die Nachwuchs-Wertung U-28. Um die geht es. Das erste Jahr in der EM ist ein Lehrjahr. Auf 70 Prozent plus gegenüber der DM taxiert Kreim das Niveau. Und bloß ein schmaler Grat zwischen schnell und sicher. Was hülfe ein Dutzend Bestzeiten, wenn der Wagen auf WP 13 im Graben liegt? Kreim findet das rechte Maß und kann als U-28-Führender in vier Wochen zur Barum-Rallye ins tschechische Zlin reisen. Für Škoda eine Art Heimspiel.

Apropos: Kurz zuvor stellen sie in Mladá Boleslav den gelifteten Fabia vor. Vorerst in der Straßen-Version. Das Rallye-Auto muss warten. Und noch ein Trost für alle, die sich mit einem Serien-Škoda bescheiden müssen: So ein R5 hat keinen Kofferraum, kommt ohne Handbremse nur schwer ums Eck, und verlangt unter Volllast nach mehr als einen halben Liter Sprit pro Kilometer. Aber mehr Spaß macht er halt schon…