Bayreuth/Himmelkron - Vorsitzender Richter Michael Eckstein behält die Nerven, wo sie bei seinen beiden Richterkollegen und auch dem Staatsanwalt längst beginnen, blank zu liegen. Mit der Vernehmung des ehemaligen Arbeitgebers hatte es das Bayreuther Landgericht während der beiden vergangenen Verhandlungstage alles andere als leicht. Die Aussagen des angeklagten Bunkerbauers und seines einstigen Chefs könnten nicht unterschiedlicher sein. Während der Angeklagte wortreich schilderte, er sei von dem Elektrounternehmer regelrecht gezwungen worden, Scheinrechnungen zu stellen, das Geld auf seine privaten Konten zu leiten und dann dem Firmeninhaber nach Abzug von 25 Prozent Provision in bar wieder zurückzugeben, schilderte der Elektrikermeister den Sachverhalt ganz anders. Über Jahre sei es seiner Firma trotz guter Auftragslage immer schlechter gegangen. Um den Betrieb mit rund 20 Beschäftigten vor dem Ruin zu bewahren, habe er sogar sein eigenes Wohnhaus bei der Bank als Sicherheit für neue Kredite gegeben. Er habe nicht geahnt, dass ausgerechnet sein Buchhalter insgesamt rund eine Viertelmillion Euro im Unternehmen veruntreut haben soll, sagte der 64-jährige Zeuge und verstand die Welt nicht: "Warum sollte ich denn Geld in die Firma einzahlen, das ich mir dann heimlich wieder rausnehme? Welchen Steuervorteil sollte das denn haben?"