Ein namhafter Autor zu werden, war ihm nicht in die Wiege gelegt, was vielleicht schon am Namen lag. Als Józef Teodor Konrad Korzeniowski – und als Pole – kam er heute vor 150 Jahren in der Ukraine zur Welt und brauchte über ein halbes Jahrhundert, um anerkannt zu werden und seine kümmernde Familie aus der Mittellosigkeit zu holen. Das gelang ihm 1913, als „Spiel des Zufalls“ erschien: Der Roman brachte dem fleißigen Schriftsteller, der sich als britischer Staatsbürger Joseph Conrad nannte, endlich den Durchbruch. In der englischen Literatur zählt er zu den bedeutendsten Autoren der anbrechenden Moderne; dabei erlernte er die Sprache erst als junger Mann. Drei Leben, sagte er, habe er geführt: als Pole, als Dichter – und als Seemann. Mit sechzehn stach er erstmals in See und bereiste siebzehn Jahre lang, zuletzt als Kapitän, Südsee, Indien, den Fernen Osten, Afrika … Den illusionslosen Blick eines Lebensskeptikers erwarb er sich dabei. Was er beobachtete, belebte er in seinen Romanen und Novellen wieder, mit innovativer Erzähltechnik, tief blickender Psychologie, im Ton eines mit Symbolen durchsetzten Naturalismus. Während einer Afrikafahrt auf dem Kongo-Fluss, 1890, erkrankte er fast tödlich. Eine Kongo-Reise führt auch in einem seiner berühmtesten Prosastücke mitten in „Das Herz der Finsternis“: Dort, im Urwald, wirft sich ein Wahnsinniger zum teuflischen Tyrannen auf, „das Grauen, das Grauen“ um sich erblickend und verbreitend. Den starken Stoff griff Francis Ford Coppola für seinen Antikriegsfilm „Apocalypse now“ auf; wie überhaupt das Kino sich wiederholt auf seine Bücher besann: auch auf „Lord Jim“ und den „Geheimagenten“ (den Alfred Hitchcock in „Sabotage“ verfilmte), auch auf „Die Rückkehr“, die Patrice Chéreau in seine – 2005 bei den Hofer Filmtagen gezeigte – Ehetragödie „Gabrielle“ umschmolz. Als eine Art Dschungel, hohe See oder Labyrinth schildert der Autor die Welt, worin der Mensch sich ausgesetzt sieht wie in einer Fremde: Auch die triumphierend Stärkeren gehen unter, und das Unbewusste siegt über die Moral.