Weimar (dpa) - Büchertempel und Heiligtum der Klassik: Das sind nur zwei Ehrenbezeichnungen für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Am Freitag feierte die renommierte Forschungsbibliothek, die seit 1998 zum klassischen Weltkulturerbe gehört, ihr 325. Jubiläum. Die Bibliothek mit ihrem sakralen Charakter sei ein außergewöhnlicher Ort, sagte Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) laut Redemanuskript im Deutschen Nationaltheater. Besucher erahnten, «was die einstigen Bibliotheksgründer in die Welt tragen wollten: die Lust am Sammeln und die Bedeutung des Wissens.»


Nicht vergessen seien die Bilder von der brennenden Bibliothek 2004. Sie gingen um die Welt und lösten eine Welle der Solidarität aus. «Damals sind kulturelle Schätze unwiederbringlich verloren gegangen», sagte Hoff. Rund 118 000 Bücher und Buchreste konnten geborgen werden. Für Restaurierung und Ersatz der durch Feuer und Wasser vernichteten oder beschädigten Bücher spendeten Privatleute und Firmen mehr als elf Millionen Euro.
Zwölf Jahre nach dem verheerenden Ereignis hat die Bibliothek viel erreicht. Von den 25 000 sogenannten Aschebüchern, die außen verkohlt und innen teilweise intakt waren, konnten in der eigenen Werkstatt nach speziellem Verfahren 3200 Bände restauriert werden. Die Einbände von weiteren 37 000 Büchern waren durch die enorme Hitze und durch das Löschwasser erheblich geschädigt. Sie wurden gefriergetrocknet. Bis auf wenige Spezialfälle sind alle Bücher aus dieser Schadensgruppe restauriert. Die Zahl der als Ersatz gekauften oder geschenkten Bücher hat die 50 000 weit überschritten. Das ist in etwa die Zahl der Bücher, die in der Brandnacht komplett zerstört wurden.

Hoff würdigte beim Festakt im Deutschen Nationaltheater die Arbeit von Direktor Michael Knoche zur Erhaltung der Thüringer Kulturlandschaft. Der Germanist, Bibliothekar, Theologe und Philosoph leitete 25 Jahre die berühmte Bibliothek, die rund eine Million Bücher, frühe Handschriften, Globen, Landkarten und Porträtbüsten besitzt. Vieles davon ist einmalig.
Der 65-Jährige, der sich am Freitag in den Ruhestand verabschiedete richtete in seiner Rede das Augenmerk auf die Zukunft des Hauses. Forschungsbibliotheken dürften auch im Zeitalter der Digitalisierung ihren Auftrag, gedruckte Literatur zu sammeln, nicht aufgeben, so Knoche.