Sogar den letzten seiner Romane, "Der Winter unseres Missvergnügens" von 1961, entdeckt man wieder, auch wenn Kritiker und Leser ihn einst als schwächelndes Altersprodukt verrissen. Darin lässt sich ein im Grunde guter Mensch zur skrupellosen Geschäftemacherei eines Kapitalisten verführen. Ein Buch, "wie für die Gegenwart geschrieben", fand unlängst die "Süddeutsche Zeitung", die dem Werk in der soeben bei Manesse erschienenen Neuübersetzung durch Bernhard Robben eine "komplexe Darstellung des moralischen und kulturellen Niedergangs der USA während der Eisenhower-Ära" zuschrieb. Acht Jahre nach der Veröffentlichung, heute vor fünfzig Jahren, starb der Autor in New York. Da lag die Zeit seiner aufrüttelnd sozialkritischen Bücher schon fast dreißig Jahre zurück: 1937 hatte er in "Von Mäusen und Menschen" über zwei arme Wanderarbeiter erzählt; 1939 folgten die "Früchte des Zorns", die eine Farmersfamilie ernten muss, als sie in der Depressionszeit vergeblich dem Hunger zu entfliehen sucht. Viel später erst, 1952, kam als womöglich beeindruckendstes Hauptwerk die leidenschaftliche Familiensaga "Jenseits von Eden" heraus. Früh haben sich Übersetzer, Theater, Film für Steinbecks pralle Stoffe interessiert. Seiner Wirklichkeitsnähe, seines "einfühlenden Humors und sozialen Scharfsinns" wegen sprach die Nobeljury ihm 1962 den Literaturpreis zu. Den mag das dreißig Jahre zuvor erschienene "Tal des Himmels" zwar noch nicht verdient haben, besonders auffällig aber belegt das schmale Buch die Einfallskraft des Autors: sieben Erzählungen, so satt durchtränkt von Leben, dass eine jede Stoff hergäbe für einen dicken Roman.