In Amerika war er, angeblich, der "in den Buchläden meistgeklaute Autor", in Europa zeitweise auch einer der meistgelesenen. Kultstatus erlangte Henry Charles Bukowski vor allem bei jungen Leuten in Deutschland, wo mehr als vier Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft wurden. Tatsächlich hatte er eine Beziehung zu diesem Land: Seine Mutter war Deutsche, sein Vater ein US-Besatzungssoldat polnischer Herkunft, im rheinischen Andernach kam er heute vor 90 Jahren als Heinrich Karl Bukowski zur Welt. Als er zwei Jahre alt war, kehrten die Eltern mit ihm nach Los Angeles zurück. Dort wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Vater trank, betrog seine Frau und misshandelte seinen Sohn. Der hatte nach eigener Einschätzung nur "fast eine Jugend", die er später in dem Buch "Das Schlimmste kommt noch" beschrieb. Seine ersten Versuche als Schriftsteller blieben erfolglos, er zog viel herum, landete wegen Trunkenheit auch schon mal im Gefängnis und in der Psychiatrie, sesshaft wurde er schließlich als Angestellter der Postbehörde - seine Erlebnisse in diesem Job verarbeitete er in seinem ersten Roman "Der Mann mit der Ledertasche". Seine Karriere kam in Schwung, als ihn die US-Literaturzeitschrift The Outsider 1962 zum "Außenseiter des Jahres" ernannte. Insgesamt veröffentlichte Bukowski, der stets darauf bedacht war, sein Image als "dirty old man" zu pflegen, mehr als vierzig Bände mit Prosa und Gedichten aus einer gewaltsam lebenden oder lieblos sterbenden Welt. Seine bevorzugten Schauplätze waren Slums, Bars und Absteigen, Schlachthöfe und Hurenhäuser. Die Protagonisten seiner häufig autobiografisch gefärbten, zugleich aber satirisch überhöhten Geschichten sind Kleinkriminelle, Säufer, Obdachlose und Prostituierte; er selbst tritt als sein literarisches Alter Ego Henry Chinaski auf. Bukowski, der einem seiner Lyrikbände den Titel "Gedichte, die einer schrieb, bevor er im achten Stockwerk aus dem Fenster sprang" gab, starb am 9. März 1994 in Los Angeles an einer Krebserkrankung.