Hof - Die Stühle reichten gerade noch aus für die vielen, die dabei sein wollten: In der Galerie des Kunstvereins hat der Hofer Helmut Schödel am Donnerstag sein neues Buch vorgestellt. Es heißt "Die nächsten Jahre der Menschheit". Auch Andres Müry, Verleger des Buches aus Salzburg, und der als Genie geltende Fotograf Joseph Gallus Rittenberg, der vor 20 Jahren zusammen mit Schödel den Reportagenband "Meine Wut seid ihr!" gemacht hat, waren unter den Gästen. Es fehlte nur Peter Kern, der zur Neuerscheinung, bei der es sich um ein "2-in-1-Dreh-Buch" handelt, einen Roman "aus den Gruselkammern Österreichs" beitrug.

Schödel selbst knüpft mit 25 Frankenstein-Dramoletten an eine Kolumne an, die er für die Süddeutsche Zeitung kreierte. Das Personal der Dialog-Geschichten kommt direkt aus dem Leben des Autors, dessen Mittelpunkt seit Frühjahr 2012 wieder in Hof beziehungsweise im nahen Saalenstein liegt. So treten in den Dramoletten etliche gut bekannte Einheimische auf, unter ihnen die Schmidts aus Joditz, der Rehauer "Nerven-Franz", eine Gastwirtin aus Pilgramsreuth, Hofs "Stadtsänger" Micha und Dr. Karl Gerhard Schmidt. Nur das Wenigste sei erfunden, teilte zu Beginn der Lesung Dominik Umek mit; er spielt in Schödels autobiografischem Buchtext als Assistent der Zentralfigur Professor Frankenstein eine Rolle.

Mit dem Tod des Vaters, der ein "Leben als Buchhaltung" führte, fängt die Tragikomödie an. Nun muss entrümpelt werden, praktisch und symbolisch. Im Haus sind nachts Klopfgeräusche zu hören, auch bei den Schmidts im Nachbarort stimmt etwas nicht. Dort, so heißt es, wird jeden Monat am Dreizehnten für den Dichter Jean Paul gekocht, der tatsächlich seine Aufwartung macht, aber den Sauerbraten verschmäht - "weil er viel saufen will". Zwischen Unsinn ("Gut, besser, Paulianer") und metaphysischem Tiefsinn schwankt der Pegel der Gespräche über die "zukunftslose Gegenwart". Während man aus den Tellern eine Tiroler Speckknödelsuppe löffelt, wird der Sinn des Lebens erörtert. Seiner Klarstellung, dass der integerste Teil der Welt die Tiere seien, fügt Professor Frankenstein ein vernichtendes Urteil über den "Irrtum Mensch" hinzu: "Wir sind die Bagage des Planeten."

Gleichwohl herrscht im Publikum gute Laune. Kein Wunder: Wo eine Pointe den Metzger Schiller mit dem gleichnamigen Dichter verbindet und das Klößekochen der "intellektuellen Parallelwelt" direkt benachbart ist, da ereignet sich Unterhaltung mit Niveau.

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Helmut Schödel, Peter Kern: Die nächsten Jahre der Menschheit. Müry Salzmann, 73 und 128 Seiten, gebunden, 19 Euro.