Wunsiedel - Der Riese stürzt wie ein gefällter Baum: Von solcher Not erholt sich kaum je ein normaler Sterblicher; doch dieser Heros schon. Ein Schlaganfall streckt Georg Friedrich Händel nieder, so gründlich, dass ein Arzt ihn näselnd für verloren ausgibt. Aber der eiserne Wille des Tonsetzers erweist sich als stärker als der mächtige, überarbeitete Leib. Ein "Wunder" wird wirklich: Nach selbstverordneter Rosskur steht Händel gekräftigt wieder auf. Der Triumph wappnet ihn für die nächste Attacke des Schicksals: Hoch verschuldet, sieht sich der wankende Star der Londoner Musikwelt von baldiger Bedeutungslosigkeit bedroht - da schneit ihm das Textbuch zum "Messias" ins Haus. Im gottfrommen Rausch schreibt er das Oratorium nieder, das Werk seines größten Ruhms, das ihn unsterblich macht weit über den physischen Tod hinaus.