Siegfried Lenz nannte ihn den "letzten großen Vertreter der deutschen Gelehrtenrepublik", der Verleger Siegfried Unseld würdigte ihn als "Bürger, Weltmann, Christ, Mittler und Dichter". Rudolf Alexander Schröder, der 1878 in Bremen geboren wurde und heute vor fünfzig Jahren in Bad Wiessee gestorben ist, machte sich einen Namen als Übersetzer - unter anderem der "Ilias" und der "Odyssee" - und als Erneuerer des evangelischen Kirchenliedes. Auch in seinem "Brotberuf" als Innenarchitekt war er erfolgreich: Er stattete mehrere Ozean-Liner aus und erhielt auf der Brüsseler Weltausstellung 1910 eine Goldmedaille. Doch seine große Liebe galt der Literatur, der bildenden Kunst und der Musik. In München, wo er studierte, war er Mitbegründer der Zeitschrift "Die Insel", aus der später der Insel-Verlag entstand, und kam dadurch mit Rilke, Wedekind, Gerhart Hauptmann, Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal in Kontakt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verfasste er national-konservative Gedichte, darunter den berühmt-berüchtigten "Deutschen Schwur". Der Kriegszusammenbruch veranlasste ihn jedoch zu einer Rückbesinnung auf den christlichen Glauben. Er näherte sich der "Bekennenden Kirche" an, wurde Laienprediger und gab nach der Machtergreifung der Nazis seinen Architekturberuf auf, um nicht "mit diesen Leuten paktieren" zu müssen. Sein Kirchenlied "Wir glauben Gott im höchsten Thron" war eine Absage an alle totalitären weltlichen Heilsanmaßungen. 1950 schrieb er eine "Hymne an Deutschland", die nach dem Wunsch von Bundespräsident Theodor Heuss, mit dem er befreundet war, die Nationalhymne der Bundesrepublik werden sollte, sich aber gegen die von Kanzler Adenauer favorisierte dritte Strophe des Deutschlandliedes nicht durchsetzte. Schröder erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1954 die Goetheplakette der Stadt Frankfurt und 1962 den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung. Die Stadt Bremen verleiht seit 1953 einen renommierten Literaturpreis, der nach ihm benannt ist.