Ein yellow book, ein "gelbes Buch" - dem Anschein nach Joris-Karl Huysmans' "Gegen den Strich", eine Inkunabel der Décadence - hat wie ein "zersetzendes Gift" den Verstand des mörderischen Adonis "vernebelt". The Yellow Book hieß, 1894 in England, eine maßgebliche Vierteljahresschrift für Literatur und Kunst im Zeichen des Symbolismus. Kaum vier Jahre hielt sich das Magazin. Doch macht sich Gelb, die Farbe des Goldes, anderweitig auf Bucheinbänden unübersehbar breit. 2010 sicherte sich der Langenscheidt-Verlag die "Farbmarke" rechtlich. Die Farbe der Gier ist Gelb indes auch: Sollte Rosetta Stone in den USA frech vom unverkennbaren Signal-Ton der Wörterbücher aus Deutschland profitieren wollen? Jedenfalls tritt das Softwarehaus im Internet, in der Werbung und bei seinen Verpackungen konkurrierend gelb auf. Dagegen klagt Langenscheidt seit 2012; dieser Tage teilte der Bundesgerichtshof mit, am 18. September endgültig über den Kasus zu urteilen. Gut passt er zu einem aktuellen anderen Fall: Gerade eben errangen die deutschen Sparkassen vor dem Europäischen Gerichtshof einen Teilerfolg bei ihrem Bemühen, sich das von ihnen genutzte "Verkehrsrot", auch ohne das Sparkassen-S, als Marke schützen zu lassen. Sollte dies glücken, müsste sich die gleichfalls rote Banco Santander in Spanien koloristisch neu orientieren. Wenn erst einmal endgültig Recht gesprochen ist: Was wir dann aus dem Gelb der Abermillionen Reclambände? Was aus dem Rot der unentbehrlichen Gesetzessammlungen der Herren Sartorius, Schönfelder und Konsorten? Rot ist - unter anderem - die Farbe der Gefahr: Welche Unbill steht Künstlern bevor? Für sie müssen die Farben, alle, egal ob mit dem oder gegen den Pinselstrich aufgetragen, frei bleiben, auf immer: Gelb ist die Farbe der Ewigkeit.