Bad Steben - Weil keiner vom Tango mehr verstand als Astor Piazzolla, konnte keiner ihn treffender beschreiben: Der Tanz sei "der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens". Als Lichtgestalt des neuen, des "Tango nuevo" hat der 1992 gestorbene Argentinier die Sphären der sogenannten E- und U-Musik gleichermaßen bestrahlt. Seine oft kaum noch tanzbare Tanzmusik verleugnet ihren Ursprung in den Kaschemmen und Bordellen von Buenos Aires um 1900 nicht; aber Piazzolla internationalisierte sie durch Bezüge auf Jazz und Pop, auf die Neue Musik und den altehrwürdigen Kontrapunkt. So fand der Tango aus dem Hurenhaus in die Nightclubs der Sechziger, bis er im urbanen Konzertsaal anlangte.