Kunst und Kultur Ein alter Hase regiert im Graben

Michael Thumser

Das Theater Hof stellt zwei neue Führungskräfte vor: Walter E. Gugerbauer, bereits vielerfahren, wird Musikdirektor, der 32-jährige Daniel Spaw erster Kapellmeister.

 
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Hof - Zwei Mal 130 Bewerber: vor etwa einem Jahr für die Stelle des ersten Kapellmeisters; dann für die des Chefdirigenten. In der Musiksparte des Theaters Hof gibt's ein Stühlerücken an den ersten Positionen: Gestern präsentierte Intendant Reinhardt Friese den gebürtigen Österreicher Walter E. Gugerbauer als Musikdirektor; er löst Arn Goerke ab, der im April das Haus in Richtung Regensburg verlässt. Gugerbauers rechte Hand als erster Kapellmeister wird der US-Amerikaner Daniel Spaw, ein noch junger Mann.

Hingegen erhebt Gugerbauer keine Einwendungen, wenn Friese ihn als "alten, sehr erfahrenen Hasen" bezeichnet. Sein Geburtsjahr will der Künstler nicht veröffentlicht sehen, aber die Erfahrungen, auf die er zurückblicken kann, sind in der Tat reichlich und eindrucksvoll. Schon seit 35 Jahren lebt er in Deutschland, aber in Linz, erzählt er beim Pressetermin so sympathisch wie selbstbewusst plaudernd, kam er zur Welt. Am dortigen Gymnasium genoss er die Förderung eines verständigen Musiklehrers, der ihn oft das Orchester und den Chor der Schule dirigieren ließ. So schien ihm früh ein Weg als Chorleiter vorgezeichnet, und wirklich reiste er bereits während seiner Wiener Studienjahre als Kapellmeister der Wiener Sängerknaben "durch die Welt".

Als Kind aber hatte er in einer Produktion von Alban Bergs Oper "Wozzeck" mitgewirkt - seither fließt Theaterblut durch seine Adern. Zwar übernahm er ein Engagement als Chordirigent und Kapellmeister in Heidelberg, verdankte es aber einem dort rundum überzeugenden Dirigat der "Fledermaus", dass er bald auch viel am Pult im Graben stand. So stellte er die Weichen um: In der Staatsoper in Hannover trat er als Kapellmeister an und leitete "in drei Jahren dreißig für mich neue Werke". Auf eine entsprechende Stelle an der Düsseldorfer Deutschen Oper am Rhein folgten in Kiel und, für "zwölf großartige Jahre", wie er sagt, in Erfurt Engagements als Generalmusikdirektor. Als solcher leitete er auch viele Symphoniekonzerte mit Freude und Erfolg. "Aber mein Leben lang war die Oper meine erste Passion." Darum bewarb er sich, nach fünf Jahren freiberuflicher Tätigkeit im In- und Ausland, als künstlerischer Leiter des Hofer Musiktheaters. "Ein neues Spiel - ein neues Glück."

"Wir suchten zum einen jemanden mit viel Kompetenz ", erläutert Intendant Friese die Gründe für Gugerbauers Wahl. Er freue sich, einen Künstler mit langjähriger Praxis zu verpflichten, der ein Gegengewicht zum "sonst sehr jungen Produktionsteam unserer Musiksparte" bilden könne. Immerhin darf Gugerbauer von sich sagen, schon einen "Großteil des Repertoires" dirigiert zu haben. Zum andern, so Friese weiter, habe für ihn gesprochen, dass er kurzfristig, nämlich schon im Juni, seine Tätigkeit aufnehmen könne - und dass er obendrein entschieden "Ja zu Hof" und zu den speziellen Verhältnissen des hiesigen Bühnenbetriebs sage. Zwischen beiden habe es "bald gefunkt"; mithin sind sich beide schon jetzt einig, den Zweijahresvertrag, sofern alles nach Wunsch verläuft, bis 2021 zu verlängern.

Zwei Jahre: Für so lange hat auch Daniel Spaw als neuer erster Kapellmeister unterschrieben. In Linz, Gugerbauers Geburtsstadt, war er seit 2012 engagiert, als Korrepetitor und, ab 2015, als Kapellmeister. Mit seinen 32 Jahren könnte er zumindest altersmäßig der Sohn seines neuen Musikchefs sein. Freilich kam er im US-Südstaat Tennessee zur Welt. Zunächst studierte er in Bloomington/Indiana Klavier, dann als Stipendiat des Deutschen Bundestags, fünf Jahre lang Dirigieren in Köln.

Bereits seit Monaten tut er sich in Hof um; so leitete er Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" bei ihrer letzten Aufführung in der vergangenen Spielzeit. Auch Spaws Repertoireliste liest sich imposant: Darin stehen "Die Zauberflöte" neben der "Fledermaus", Benjamin Britten neben Franz Lehár. "In Linz hab ich am einen Abend 'La Traviata' dirigiert und am nächsten Stephen Sondheims 'Into the Woods' ".

Aber explizit als Musical-Dirigent wird er in Hof nicht tätig. "Wir brauchen hier Allrounder, die alles können", weiß Reinhardt Friese, "auch für den Künstler macht's die Mischung." Und Daniel Spaw, vom künftigen Chefdirigenten eifrig nickend unterstützt, stimmt zu: "Es ist wichtig, ausprobiert zu werden.