Sie leben in verschiedenen Zeiten. Aber was der Schriftsteller George R. R. Martin unserer Tage sagt, hätte auch Karl Preusker (1786 bis 1871) unterschrieben: "Ein Verstand braucht Bücher, wie ein Schwert den Schleifstein." Der Verwaltungsfachmann Preusker liebte Bücher und Bildung so sehr, dass er am 24. Oktober 1828 im sächsischen Großenhain die erste Volksbibliothek in Deutschland gründete. Hier sollten alle Bürger in den Genuss von Literatur
kommen.

Mit 132 geschenkten Büchern ging seine Einrichtung an den Start. Die Ausleihe war auf eine Stunde pro Woche beschränkt, das Personal - einige interessierte Lehrer - besorgten sie ehrenamtlich. Auch wenn das Geld für Neuanschaffungen immer wieder knapp war: Die Idee zündete. Nach zehn Jahren hatte sich der Bestand der Bücherei erheblich vergrößert. Und es ging weiter, denn Preuskers Ideale teilten andere Bürger mit ihm. Erst nach 40 Jahren erhielt die Bibliothek einen festen Etat von der Stadt.

Mit der heute nach ihm benannten Bücherei wurde Karl Preusker zum Wegbereiter des öffentlichen Bibliothekswesens. Seit 1997 hat der Verein Preusker Bibliothek e.V. die Trägerschaft übernommen. Heute können Besucher des ehemaligen Amtshauses, wo Preusker früher lebte und arbeitete, auf zwei Etagen ihrer Buchleidenschaft frönen.

"Leben und lernen" - diesem Motto ist die Karl-Preusker-Bücherei seit ihrer Gründung treu geblieben. Neben den Sachbüchern und Romanen stehen CDs, DVDs, und Zeitschriften, es gibt Internetarbeitsplätze und E-Books, Kreativ-Workshops, Vorlese-Runden und Ausstellungen. Die Besucher schätzen aber neben dem Neuen auch das Alte, etwa den Klostergarten des Hauses. An ihrem Geburtstag ist die Karl-Preusker-Bücherei 190 Jahre alt. Zugleich ist sie jung, denn viele Kinder und Jugendliche kommen hierher.