Er sei in erster Linie Schriftsteller, sagt Franz Xaver Kroetz. Die meisten Fernsehzuschauer wird das verwundern, kennen sie ihn, der heute 65 Jahre alt wird, doch immer noch und zuallererst als Schauspieler: als Baby Schimmerlos in Helmut Dietls Achtziger-Jahre-Kultserie "Kir Royal" oder als Brandner Kaspar in der Vilsmaier-Verfilmung von 2008 an der Seite von Michael Herbig. In den siebziger Jahren allerdings galt Kroetz als der wichtigste deutschsprachige Gegenwartsdramatiker. Und als der produktivste: Allein in den Jahren 1971 und 1972 wurden neun Stücke von ihm an namhaften Bühnen uraufgeführt. Er schien am laufenden Band zu schreiben. Seine Werke wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt und in über vierzig Ländern gespielt, darunter die Einakter "Heimarbeit" oder "Wildwechsel". "Ich bin vom Nichts in die oberste Riege der dramatischen Künstler aufgestiegen", erinnerte er sich in einem Arte-Gespräch. Dabei half ihm nicht zuletzt der eine oder andere Skandal, der mit Aufführungen seiner Werke verbunden war. "So lange mir kein Intendant sagt, das Stück ist so links, dass man es nicht aufführen kann, werfe ich mir immer vor, dass ich zu brav schreibe", sagte er einmal. Kroetz galt damals als "Jungschocker", als "Dreckschleuder", als "Wahnsinniger", aber auch als "Genie". Er schrieb wie besessen und ohne Rücksicht etwa auf seine Familie; seine Frau Marie Theres Kroetz-Relin, die Tochter von Maria Schell und Veit Relin, Mutter seiner drei Kinder, trennte sich 2008 von ihm und nennt ihn heute ihren besten Freund. Allerdings, so unablässig wie in den siebziger Jahren fließt das Schreiben bei Kroetz, der viele seiner Stücke auch selbst inszeniert hat, schon lange nicht mehr. Schreibblockaden stellten sich ein. "Es kam nicht mehr richtig raus", sagte Franz Xaver Kroetz kürzlich in einem Interview. "Das war ein Würgen - nicht mehr das fröhliche, befreiende Kotzen."