Er wurde von der Staatszensur misstrauisch beobachtet, vom nationalen Schriftstellerverband ausgeschlossen und somit praktisch mit Berufsverbot belegt; dennoch wollte der Dramatiker, Schriftsteller und Regisseur die DDR, in der er am 9. Januar 1929 – also gestern vor 80 Jahren – in Sachsen geboren war, nicht verlassen. Er brauchte dieses Regime, es war wichtig für seine Arbeit. „Alle Trennlinien gehen durch dieses Land“, sagt er einmal. „Das ist der wirkliche Zustand der Welt.“ Seine Stücke, mit denen er bei den DDR-Oberen in Ungnade fiel, aber auch seine anderen Texte stecken voller poetischer Sprengkraft – bis heute. Auch 13 Jahre nach seinem Tod – Heiner Müller starb am 30. Dezember 1995 an Krebs – haben seine Bühnenstücke einen festen Platz auf den Spielplänen in aller Welt. Jedes Jahr gibt es bis zu 30 Neuinszenierungen im deutschsprachigen Raum; im Ausland – vor allem in Asien, Südamerika und Frankreich – sind es sogar bis zu 36 Neuinterpretationen; im Sommer 2008 gab es die erste Müller-Produktion in China, am häufigsten jedoch wird er in Japan gespielt. Das alles spricht eine deutliche Sprache, was die Zeitlosigkeit und Aktualität der müllerschen Stücke angeht. Für ihn ging es immer um die großen, globalen Probleme. Sein Spezialgebiet waren die ewig aktuellen Menschheitsthemen Krieg und Macht, Korruption und Moral, Liebe und Tod. „Antworten interessieren mich nicht“, betonte der Dramatiker, „mich interessieren Probleme und Konflikte.“ Großes Interesse hatte der letzte Präsident der Akademie der Künste Berlin (Ost) aber auch am Regieführen: 1990 erregte er Aufsehen mit seiner achtstündigen „Hamlet“-Produktion am Deutschen Theater, 1993 inszenierte er die Wagner-Oper „Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen und seine „Arturo Ui“-Inszenierung 1995 mit dem Berliner Ensemble, dessen Mit-Direktor er von 1992 an war, läuft erfolgreich bis auf den heutigen Tag.