Schauplatz des Bekenntnisses war ein Waldstück, in dem der 86-jährige Günter Grass, der 1999 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, für die Fernsehsendung "Druckfrisch" mit dem Kritiker Denis Scheck verabredet war. Anlass war die Jubiläumsausgabe der "Hundejahre", die jetzt, 50 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung, in einem vom Autor selbst mit 130 Radierungen illustrierten bibliophilen Prachtband neu aufgelegt wurden. Dass dieser Roman, ein komplexer Weltentwurf, ihm selbst der wichtigste sei ("Ein größeres Abenteuer als die ,Blechtrommel', in deren Schatten er steht"), sagte Grass, und Scheck erkannte in ihm eine Hommage an den Schreibstil Jean Pauls. Tatsächlich zeichnen sich die "Hundejahre" ganz besonders durch enorme Fabulierlust und betörende Sprachkraft aus. Jean Paul sei ein Autor, den er sehr schätze, betonte denn auch der in Danzig geborene und heute in der Nähe von Lübeck lebende Grass. Einen Jammer nannte er es, dass das Werk des 250-jährigen oberfränkischen Schriftstellerkollegen kaum noch bekannt sei. Früher habe man wenigstens das "Schulmeisterlein Wutz" noch in den Schulen gelesen, aber nun sei "alles weg". Auch die Jean-Paul-Gesamtausgabe des Hanser Verlags sei nicht mehr greifbar. Von da aus aufs große Ganze blickend, fasste Grass, den derzeit vor allem die "GroKo" bekümmert ("Unsere Demokratie verträgt das nicht"), seinen Kulturpessimismus in der Klage zusammen: "Ich sehe, wie es bröckelt." Übrigens: Die Neuausgabe der "Hundejahre" erschien im Steidl Verlag und kostet 65 Euro.