Sich festlegen zu lassen, das behagte Erika Pluhar mit zunehmendem Alter immer weniger. Heute, mit 70, ist die Schauspielerin, Sängerin und Autorin so weit, dass sie nur noch das tut, was sie will. Auf der Bühne zu stehen und Texte, die andere geschrieben haben, nach Vorgaben irgendeines Regisseurs aufzusagen, gehört schon lange nicht mehr dazu; genauer gesagt seit 1999, als sie dem Burgtheater nach 40 Jahren den Rücken kehrte. 1939 als Tochter eines Verwaltungsbeamten in Wien geboren, zeichnete sich ihr schauspielerisches Talent schon bald ab. Erika Pluhar studierte am Max-Reinhardt-Seminar, das sie 1959 mit Auszeichnung abschloss, und wurde sofort an die Burg engagiert. Dort blieb sie bis zur Intendanz Claus Peymanns, der sie kaum noch besetzte; von seiner Theaterarbeit distanzierte sie sich. Sie verließ die Theaterbühne sogar ganz und genoss es, „nicht länger in irgendwelche Rollen schlüpfen zu müssen und Sprachrohr zu sein“. Sie wollte, jenseits aller Norm, eigene Inhalte transportieren und widmete sich deshalb vor allem Filmen, in denen sie auch Regie führte, ihren Büchern und Liedern. Seit sie 1970 in zweiter Ehe André Heller geheiratet hatte, war für Erika Pluhar das Singen immer wichtiger geworden; und auch hier zeichnete sich – nach ersten Programmen mit Liedern etwa von Heller – schnell ab, dass sie mit ihrer charakteristischen Stimme lieber eigene Worte interpretieren wollte: Achtzehn Platten hat sie bis heute veröffentlicht. Mit dem Gitarristen Klaus Trabitsch erarbeitete sie in den letzten Jahren ein gemeinsames Repertoire, das sich nirgends ein- oder unterordnen lässt. Ihre Texte – „Schreiben ist für mich eine Überlebensform geworden“ – spiegeln meist persönliche und beileibe nicht immer glückliche Erfahrungen wieder. Erst seit 2004, als Werner Schneyder eine Bühnenfassung ihres Romans „Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?“ schrieb, trat sie mit ihm in diesem Zweipersonenstück wieder auf – bis genau heute vor einer Woche: Am 21. Februar stand sie zum letzten Mal als Schauspielerin auf der Bühne.