„Europa sucht den Superdramatiker“ heißt es seit einem Jahr beim Kultursender Arte, der seine Zuschauer aufgerufen hat, den besten europäischen Theaterautor der letzten 2500 Jahre zu ermitteln. In diesem Monat geht das Projekt „Europas Erbe“ in den Endkampf: Von Sonntag an bis zum 19. September werden werktäglich (jeweils um 20.15 Uhr) die zehn Finalisten vorgestellt, die von 70 000 Zuschauern aus 50 Theaterautoren ausgewählt wurden. Beckett und Molière müssen sich da messen mit Ibsen, Sophokles und Brecht, die Stücke Shakespeares (Bild) und Tschechows und treten an gegen die von Schiller, Goethe und Sartre. Zeitgenössische (deutsche) Dramatiker sucht man übrigens vergebens. Präsentiert wird jeder der Theater-Giganten in eigenen Dokumentationen, die in fernsehgemäß bunter Form daherkommen. Jeder der Dramatiker wird von prominenten Fans vorgestellt. So präsentieren beispielsweise die französische Schauspielerin Juliette Binoche und ihr amerikanischer Kollege Kevin Spacey die amüsanten und kritischen Sittengemälde Anton Tschechows, Jürgen Prochnow stellt den „Dichter mit Leidenschaft und Pathos“ Friedrich Schiller vor, Max Raabe bringt den Zuschauern Bert Brecht näher und der berühmte russische Clown Oleg Popov erklärt den Stellenwert der Stücke Samuel Becketts in der Weltliteratur. Soweit der Showdown. Am 20. September schließlich folgt in einer großen Live-Sendung (ab 21 Uhr) die Entscheidung. Bis zur letzten Minute können die Zuschauer ihr Votum abgeben, per E-Mail oder Telefon ihren „King of Drama“ wählen. Der triviale Wettkampf hat natürlich einen hehren Hintergrund: Die auf diese Weise leicht verdaulich aufbereitete Darstellung der Dramen-Klassiker soll den Menschen wieder Lust machen auf Theater; soll, wie der wissenschaftliche Berater des Projektes, der Journalist C. Bernd Sucher, es formuliert, sie zu der Erkenntnis bringen, dass Theater „vielleicht doch ganz spannend“ sein kann.