„M + M“ nennt sich ein Künstler-Duo, dem Marc Weis und Martin De Mattia angehören. Sie haben Kunstgeschichte studiert und wollen sich außerhalb der Grenzen des Systems bewegen. In ihren Arbeiten, die in einem Buch aus dem Verlag für moderne Kunst Nürnberg mit dem seltsamen Titel „Collateral Profit“ dargestellt sind, beziehen sie sich gern auf Literatur oder Film. Mit beidem hat ein „M + M“-Werk zu tun, das einem Autor namens Jack Torrance Reverenz erweist, indem es dessen Manuskript „Was du heute kannst besorgen ...“ endlich in Buchform vorlegt. Jack Torrance, gespielt von Jack Nicholson, ist die furchterregende Hauptfigur in Stanley Kubricks berühmtem Horrorfilm „The Shining“ aus dem Jahr 1979, dem ein Roman von Stephen King zu Grunde liegt. Im winterlich verwaisten Overlook-Hotel, wohin er sich mit Frau und Sohn zurückgezogen hat, arbeitet Torrance angeblich an einem Roman, hämmert tatsächlich aber einen einzigen Satz immer wieder in die Schreibmaschine: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Diesen literarischen Wahnsinn hatte sich Kubrick, abweichend von Kings Vorlage, selbst ausgedacht. „All work and no play makes Jack a dull boy“, schreibt Torrance in der Originalfassung. Für die Synchronisationen wählte der Regisseur jeweils andere Formulierungen, fürs Spanische beispielsweise einen Satz, der – ins Deutsche übersetzt – bedeutet: „Auch wenn man früh aufsteht, wird es nicht eher dunkel.“ 180 Seiten stark ist nun das Buch, das „M + M“ aus dem Manuskript von Jack Torrance gemacht haben. Im parodistischen Klappentext preisen sie den Autor als „Meister der Repetition“, der sich konsequent weigert, über die einmal getroffene Feststellung hinauszugehen. Zur Erinnerung: In Buch und Film verliert Torrance den Verstand, attackiert seine Familie mit einer Axt und kommt im Schneesturm ums Leben. Die postume Veröffentlichung seines Manuskripts ist wirklich so etwas wie das Gegenteil eines Kollateralschadens, also „Collateral Profit“, begleitender Mehrwert.