Oder sie verweigert sich, zweifelt an Kriegsschuldfragen, Strategien und gemeldeten Erfolgen; dann muss sie sich Schmähung, Prügel, Repressionen gefallen lassen. Oft ist sie pazifistisch: Während jedes Waffengangs treten schöpferische Menschen auf, die sich der Vernichtungsmaschine entgegenstemmen; fragt sich nur, wie lange man sie lässt. "Ich bin innerlich zerrissen und geimpft nach allen Seiten, aber ich kämpfe, auch das in Kunst auszudrücken": So zitiert die Bundeskunsthalle in Bonn den Maler Ernst Ludwig Kirchner. Bis zum 23. Februar reflektiert dort eine Ausstellung den Ersten Weltkrieg im Spiegel von Bildwerken, die heute zur Klassischen Moderne zählen: "1914 - Die Avantgarden im Kampf". Apokalyptische Visionen vom Ende der Welt und aller Werte stehen neben stilisierten, gleichwohl ungeschminkten Nahaufnahmen menschenzerfetzenden Grauens. Bedeutende Künstler fielen: August Macke etwa oder Franz Marc; beide zogen freiwillig an die Front. "Das eigentliche, das tragische Ereignis für die Moderne war der Zusammenbruch des internationalen Zusammenwirkens der Künstler", betonen die Bonner Ausstellungsmacher um Kurator Uwe Schneede. Zwar ging nach der "Urkatastrophe" die Geschichte weiter, auch jene der Kunst: Für sie aber war der Glaube ans Gute verloren.