Hof "Lieber in Hof als bei meiner Abi-Feier"

Alina Juravel
Die Leoniden aus Kiel - das sind die beiden Brüder Lennart (rechts) und Felix (oben) Eicke, Sänger Jakob Amr (links), Djamin Izadi (links unten) und JP Neumann (unten). Am 15. Juni kommt die Band nach Hof. Foto: Landstreicher Booking

Die höchst erfolgreiche Band Leoniden spielt beim "In.Die.Musik"-Festival. Sänger Jakob Amr verrät, was ihn mit Hof verbindet und was die Musiker von Drogen halten.

 
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Herr Amr, Ihre Band Leoniden macht schon seit mehr als zehn Jahren Musik. Doch erst in den vergangenen zwei Jahren ging es so richtig bergauf mit dem Erfolg. Ärgert es Sie manchmal, dass es so lange gedauert hat?

Festival

Das "In.Die.Musik"-Festival findet am 15. Juni auf dem Parkplatz der Freiheitshalle statt. Im Programm stehen neben Leoniden die Bands Frittenbude, Mono & Nikitaman, Gaffa Tape Sandy, The Yawpers, Mobina Galore, Maffai, Jake Martin, Dollars for Deadbeats, Bauschaum; Beginn um 15 Uhr. Karten dafür gibt es Ticketshop der Frankenpost in der Poststraße in Hof.

Nein, überhaupt nicht. Wir haben eine lange Entwicklung hinter uns, die uns positiv geprägt hat. Wir wissen, wie es ist, vor zehn Leuten zu spielen oder nach dem Konzert auf einer alten Couch im Club zu schlafen, weil man sonst keinen Schlafplatz findet. Das, was wir gerade machen dürfen, haben wir uns Schritt für Schritt erarbeitet. Wir wissen, dass es nicht selbstverständlich ist und sind extrem dankbar, wenn nun so viele Menschen unsere Musik hören möchten, zu unseren Shows kommen oder wir solche Bands wie Donots oder AnnenMayKantereit auf ihrer Tour begleiten dürfen.

Eure Konzerte sind regelmäßig ausverkauft, ihr hattet mehrere Fernseh-Auftritte, werdet im Radio gespielt und in jeder möglichen Musikzeitschrift erwähnt. Was halten Sie von diesem ganzen Hype?

Die Frage nach dem Hype wird uns bereits seit zwei Jahren gestellt, und ich freue mich darüber, denn sie zeigt, dass das Interesse an der Band nach wie vor anhält. Wir sind ja alle Ende 20 und sind da eher bodenständig. Aber jetzt erleben wir so viel, dass sich die Zeit wie eine komplett andere Dimension anfühlt. Selbstverständlich hoffen wir, dass wir noch jahrelang so weiter machen können.

Bleibt bei eurem vollen Kalender überhaupt Zeit, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten?

Da wir noch keine lange Pause hatten, fühlt sich jeder Tag tatsächlich wie eine große Überraschung an. Wir erleben Dinge, von denen wir vor ein paar Jahren nicht zu träumen gewagt hätten. Weil wir alle aber wissen, dass es ein riesiges Privileg ist, wollen wir die Zeit umso mehr genießen und auch innehalten, um zu reflektieren, wie cool und großartig das alles ist.

In eurer Musik mischt ihr sehr viele Musikstile - gibt es einen Grund dafür?

Unsere musikalischen Interessen sind sehr breitgefächert. Am Anfang haben wir auch in Punk- oder Hardcore-Bands gespielt. Aber wir fanden auch Pop geil. Generell möchte ich mich auch nicht nur auf ein Genre festlegen. Deshalb finde ich es auch spannend, verschiedene Stile und Equipments miteinander zu kombinieren.

In einem anderen Interview haben Sie mal gesagt, dass die Band jede Note mehrmals umdreht und jede Passage so lange diskutiert, bis alle zufrieden sind. Ist so viel Perfektionismus nicht anstrengend?

Nein, denn es fühlt sich für unsere Musik als der einzig richtige Weg an. Wir sind da zum Teil echt neurotisch, weil wir nichts aus der Hand geben wollen. Wir denken lieber alles drei oder vier Mal durch, bis wir uns dann wirklich sicher sein können, dass wir den für uns besten Weg gefunden haben.

Wer euch einmal live gesehen hat, der wird den Auftritt so schnell nicht wieder vergessen. Ihr bewegt euch ziemlich viel auf der Bühne. Kommt das natürlich oder probt ihr das?

Nein, wir haben da keine Choreografie oder etwas Ähnliches einstudiert. Wir haben auf der Bühne einfach extrem viel Spaß, lassen echt alles raus und schämen uns auch nicht dafür. Auf der Bühne bekommen wir den Kopf wirklich frei und konzentrieren uns auf das, was wir am meisten lieben.

Fast 200 Shows in zwei Jahren - wie hält man das physisch und psychisch durch?

Die Konzerte sind der Kern unserer Band und das, was wir am meisten lieben. Es ist wahr, wir haben extrem viele Shows gespielt, aber es gibt kein ‚zu viel‘ für uns. Im vergangenen Jahr zum Beispiel haben wir in zwei Tagen auf vier Festivals gespielt. Zuerst dachten wir: Das schaffen wir nie! Aber im Nachhinein hat alles erstaunlich gut geklappt.

Und das alles ganz ohne Aufputschmittel?

Absolut. Wir sind wohl die nüchternste Band, die es gerade gibt (lacht). Wir halten überhaupt nichts von Drogen, denn die hemmen nur die ganzen Empfindungen. Wenn wir auf der Bühne stehen, dann wollen wir jeden Moment in uns aufsaugen und keine Filmrisse davontragen. Nach der Show gibt es vielleicht ein, zwei Bier. Aber in der Regel nicht mehr.

In Hof wartet aber viel gutes Bier auf euch. Die Region ist bekannt dafür.

Ja, das weiß ich. Ich war früher öfter in Hof.

Warum denn das?

Mein Onkel wohnte in Hof, und ich habe ihn und meine Cousins regelmäßig besucht.

Da haben Sie bestimmt ein paar Anekdoten aus dieser Zeit parat.

Ja, ich hätte da ein paar, aber die verrate ich jetzt noch nicht. Ich werde sie beim "In.Die.Musik"-Festival erzählen.

Apropos Festivals: Leoniden sind schon etwa beim MC Dockville in Hamburg aufgetreten, und in diesem Jahr steht auch "Southside" auf dem Plan. Im Vergleich dazu ist das Hofer Open-Air ja richtig klein. Was macht für Sie den Reiz der kleinen Festivals aus?

Es ist für uns egal, wie viele Leute da sind. Ob 50 000 oder 2000 Besucher. Es ist jedes Mal geil! Und das Lustigste ist: Ich hätte am gleichen Tag, an dem wir in Hof sind, eigentlich mein Klassentreffen zum zehnten Abi-Jubiläum. Aber ich bin ja lieber in Hof als bei meiner Abi-Feier (lacht).

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