Hof Mit Mut für große Schritte

Christine Wild
Sie ist Hof "unendlich dankbar": Schauspielerin Sarah Maria Sander. Foto: Stefan Klüter Quelle: Unbekannt

Das hat sie sich nicht träumen lassen: Die aus Hof stammende Sarah Maria Sander, 23 Jahre jung, spielt demnächst an der Volksbühne Berlin.

 
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Hof - Sarah Maria Sander sitzt Mitte Februar in einem Café in Berlin, als ihr Handy klingelt. Am anderen Ende spricht Tom Stromberg, ehemaliger Intendant, Theaterproduzent und Regisseur, der für Sarah im Lauf ihres mittlerweile fast vierjährigen Studiums an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" eine Art Agent und Mentor geworden ist. Er sagt ihr, sie solle etwa eine halbe Stunde später zur Berliner Volksbühne kommen, um für eine kleine Rolle in "Lulu" vorzusprechen.

Also macht sie sich sofort auf den Weg. Im Foyer der Volksbühne bittet man sie, neben dem kurzen Vorsprechen auch Klavier zu spielen, was sie tut - und sie wird für die ausgeschriebene Rolle engagiert. "Sie haben eine junge Schauspielerin gesucht, die Klavier spielen kann, was mir in diesem Moment sicherlich die Rolle gebracht hat", freut sich Sarah.

Doch damit nicht genug: Nach dem eher spontanen Vorsprechen lädt Klaus Dörr sie zu einem "richtigen" Vorsprechen ein - nur drei Tage später. "An diesen drei Tagen habe ich nicht geschlafen." Und als es so weit war, dachte sie sich: "Sarah, zeig denen, was du gern machst!" So hat sie es dann auch getan - und daraufhin einen Zweijahresvertrag bekommen.

"Vor sechs oder sieben Jahren hätte ich nicht mal davon zu träumen gewagt, an der Berliner Volksbühne zu spielen", verrät die 23-Jährige. Aber immerhin wusste sie auch zu dieser Zeit schon, wo ihr Platz ist: im Theater. Dort - und in der Musikschule der Hofer Symphoniker und im Kino, vor allem bei den Filmtagen - hat sie bereits während ihrer Kindheit und Jugend in Hof einen Großteil ihrer Zeit verbracht. Bis zum Abitur am Reinhart-Gymnasium nahm sie Klavierunterricht bei Tomoko Cosacchi an der Symphoniker-Musikschule, sie spielte und sang im Kindertheater bei Janelle Groos und dem bereits verstorbenen Roger Boggasch und wirkte als Mitglied des Extra-Chors an Produktionen am Theater Hof mit.

Mit Hilfe von Marco Stickel hat sie sich auf die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule vorbereitet; sie sammelte während eines Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur wertvolle Theatererfahrung als Regieassistentin am Theater Hof unter Intendant Reinhardt Friese. "All diesen Menschen bin ich unendlich dankbar für das, was sie mir mit auf den Weg gegeben haben und was mir schon so viel genützt hat. So viele Erfahrungen schon als Schülerin in der Theaterwelt zu sammeln, ist vielleicht überhaupt nur in einer so kleinen Stadt wie Hof möglich."

Das Theater war für die junge Frau mit russisch-jüdisch-aserbaidschanischen Wurzeln schon immer der Ort, an dem sie sich zu Hause gefühlt hat. Als sie sieben Jahre alt war, starb ihr Vater Dr. Aleksander Nadzhafow, der bis zu seinem Tod seine Praxis in Hof hatte. "Ich bin der Stadt und all den Menschen, die meiner Mutter und mir nach seinem Tod hier so viel Unterstützung und Liebe entgegengebracht haben, wirklich sehr dankbar", sagt Sarah.

Eine innere Stimme hat ihr nach dieser Zeit geraten, nach Berlin zu gehen. Also sprach sie an der "Ernst Busch" vor - und wurde beim zweiten Versuch als eine der ganz wenigen unter Tausenden Bewerbern angenommen.

Ähnlich erging es ihr nach dem Absolventenvorsprechen der Schule im vergangenen Oktober vor zig Dramaturgen und Intendanten aus ganz Deutschland und nach vielen Vorsprechen in verschiedenen Städten; sie bekam mehrere Angebote für Engagements.

Aber Sarah hat alle ausgeschlagen, denn ihre innere Stimme rief sie wieder nach Berlin - wo sie nach zwei Monaten Kellnern nun für zwei Jahre an der Volksbühne engagiert ist. Ab August spielt sie dort in "Lulu" als Gast.

Mit 23 Jahren wird sie das jüngste Mitglied des von Intendant Klaus Dörr neu zusammengestellten Ensembles sein. "Ich bin dabei sehr demütig, aber auf eine positive Art: Da muss man offen sein für neue Erfahrungen und darf sich nicht verunsichern lassen - auch wenn man so erfahrene Kolleginnen und Kollegen wie Lilith Stangenberg an der Seite hat."

Ebenfalls neu im Volksbühne-Ensemble ist Jella Haase, bekannt als Chantal aus "Fack ju Göhte". "Für mich ist es, gerade als Anfängerin, etwas ganz Besonderes, in der aktuellen Konstellation an der Volksbühne engagiert zu sein", sagt Sandra: "Nach Frank Castorf muss man neu denken - und ich darf Teil des Ensembles sein, das die Volksbühne jetzt unter Klaus Dörr neu erfindet." Sie könne alle anderen jungen Menschen ermutigen, an sich zu glauben und etwas zu wagen - "denn mit zu viel Angst hätte auch ich all die Schritte, die mich jetzt hierher gebracht haben, nicht gewagt".

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