Wenn eine schwarz-weiß gefleckte Kuh mit unnatürliche vielen Beinen aufrecht in einem Behälter schwebt, dann ist das das künstlerische Werk von Damien Hirst. Mit ungewöhnlichen Materialien und ebensolcher Darstellung hinterfragt der 45-jährige Brite - ein Superstar in der Kunstwelt - gesellschaftliche Paradigmen und versucht zu verstehen, was das Leben vom Tod trennt. All diese Informationen und noch mehr findet man unter H wie Hirst auf Seite 104 von "Die Kunst der Gegenwart" aus dem Belser-Verlag.

Charlotte Bonham-Carter, Kuratorin am Institute of Contemporary Arts London, und der Kunsthistoriker David Hodge führen den interessierten Leser in die schier grenzenlose Welt der modernen Kunst ein, ohne ihn alleine zu lassen. Durch eine klare, dem Alphabet folgende Gliederung recht übersichtlich angeordnet, lernt man eine große Riege zeitgenössischer Künstler kennen - von A wie Marina Abramovic bis Z wie Zhang Xiaongang.

Zu jedem aufgeführten Künstler gibt es Beispiele seiner künstlerischen Arbeit, ob es nun Maler, Performance-Künstler, Fotografen, Bildhauer, Zeichner oder Künstler sind, die die Techniken mischen. Die nicht allzu ausufernden Texte beschreiben die Arbeitsweisen anhand der angefügten Fotos von charakteristischen Werken (das ganze großformatige Buch enthält etwa 250 Farbabbildungen) und erläutern den jeweiligen Künstler in seiner Bedeutung für die Kunst. Bei der Lektüre und der Beschäftigung mit den Beispielen wird auch dem Laien schnell klar, dass sich die moderne Kunst nicht ohne den notwendigen Kontext ergründen und verstehen lässt; und der liegt meist in der Persönlichkeit des Künstlers, seinen Erfahrungen und seiner Lebenseinstellung.

Zum Verständnis verschiedener Fachtermini, die sich bei aller Publikumsnähe des Buches doch nicht ganz vermeiden lassen, haben die Autoren ihrer Präsentation der immerhin 200 meistausgestellten Künstler der vergangenen vierzig Jahre eine alphabetische Auflistung der relevantesten Fachausdrücke nachgestellt; dazu kommt eine Auflistung der bedeutendsten Museen und Galerien für moderne Kunst weltweit und eine Übersicht über wichtige Kunstmessen und -veranstaltungen sowie die angesehensten Kunst-Preise.

Ähnlich wie im Buch "Kunst für Einsteiger" aus dem selben Haus tut es der Sache gut, dass sich die Autoren bemühen, das doch komplexe Thema allgemein verständlich an den kunstinteressierten Laien zu bringen. Nachdem man sich mit dieser "Kunst der Gegenwart" beschäftigt hat, geht man künftig sicher ein wenig aufgeklärter und ermutigter auf moderne Kunst zu - und auf jeden Fall noch neugieriger ins Museum. Kerstin Starke

Charlotte Bonham-Carter, David Hodge: Die Kunst der Gegenwart. Belser-Verlag, 256 Seiten, gebunden, 39,90 Euro.