Schriftstellerin ist sie nicht eigentlich, sondern Schauspielerin: Im Fernseh-"Tatort" gab Andrea Sawatzki bis 2009 die Mord-und-Totschlags-Kommissarin Charlotte Sänger. Unlängst aber kam die Actrice mit einem Roman heraus ("Ein allzu braves Mädchen") - und natürlich ist's ein Krimi. Bei Jussi Adler-Olsen liegt der Fall umgekehrt: Als Schriftsteller erwarb er sich Ruhm, und natürlich mit Krimis. Auf zehn Teile legte der 63-jährige Däne seine Romanreihe um den Ermittler Carl Morck an und soeben den fünften Teil daraus vor; auch dieser Band, wie die vorherigen, wird wohl zum Bestseller werden. Doch wie ein Schauspieler tut Adler-Olsen so, als wär er was anderes: "Ich bin kein Krimi-Autor", stellte er jetzt öffentlich klar. Als "politischer Autor" vielmehr versteht er sich: "Mein Hauptthema ist der Missbrauch von Macht." Schlicht "die Schnauze voll" habe er von der Dumm- und Faulheit so mancher korrupter Politiker. Faul sind die Krimischreiber heute nicht: So wie gegenwärtig boomte das Genre zu keiner andern Zeit. Auch zahllose wenig berufene Promis greifen, wie Andrea Sawatzki, in die Tasten und versuchen sich, natürlich, an einem Krimi. Dumm nur, dass so viele Trittbrettfahrer ohne viel Originalität und Talent auf dem Thriller-Zug mitreisen wollen. Nie zwar steckte die literarische Verbrechensaufklärung nur im Seichtgewässer des Trivialen fest, schon seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert etwa bei Edgar Allan Poe, E. T. A. Hoffmann oder Theodor Fontane nicht. Jetzt aber droht ihr eine immer heillosere Inflation. Durch www.krimischule.de soll via Internet sogar jeder X-Beliebige lernen können, "richtig gute Thriller zu schreiben". Fragt sich, ob Adler-Olsen da mit seiner Besinnung auf Genre-ferne Vorbilder gegensteuern kann: "Das Dezernat Q in meinen Morck-Büchern ist wie die ,Buddenbrooks' von Thomas Mann."