Als die Danziger Kleinbürgersippe Matzerath 1927 den dritten Geburtstag des Knaben feiert, beschließt er, das Wachstum einzustellen, und stiefelt hinfort als laufender Meter durch die deutsche Geschichte zwischen Nazidiktatur und Wirtschaftswunder. Wenn der Gnom seine schrille Stimme erhebt, bersten Fenster, und Glühbirnen schneien zersplitternd aus den Lampen. Seine Trommel traktierend, macht er seinen Protest unüberhörbar: eine Rebellion in Bodennähe. Den Weg durch Mutters Geburtskanal, Schreie und Gerassel sieht und hört der Leser der "Blechtrommel", der überragenden Imaginationskunst ihres Autors Günter Grass sei Dank, wie aus direkter Nähe. Unmittelbar sinnlich erleben Filmfreunde all das in der Kinofassung, mit der Volker Schlöndorff sowohl dem einzigartigen Roman wie der deutschen Kinematografie ein Denkmal setzte. Zwanzig Jahre nach der Buchvorlage, heute vor vierzig Jahren, kam das Meisterwerk - mit dem damals 13-jährigen David Bennent als genialem Giftzwerk sowie Mario Adorf und Angelika Winkler, beide grandios, als Elternpaar - in die Filmtheater und schrieb sich alsbald auch dadurch in die ewige Bestenliste der einheimischen Filmkunst ein, dass die amerikanische Oscar-Jury es 1980 mit ihrem Auslandspreis würdigte. Erstaunlich nah am Original hielt der Regisseur die filmische Erzählung - und fand doch auch zu Darstellungen, wie sie allein das Lichtbild, zumal das bewegte, leisten kann: Großmutters vier Röcke als lustvollen Zufluchtsort, die schlängelnden Aale im verwesenden Pferdekopf … Oder Oskars Weg aus Mamas Unterleib ins elektrische Licht. So, ungefähr, darf sich jeder seinen Eintritt ins Erdenlicht und -leben vorstellen.