Kunst und Kultur Reinhart-Plakette für den Indie-Verein

Das Aushängeschild des Indie-Musik-Vereins ist das gleichnamige Festival, das von Jahr zu Jahr immer mehr Publikum ins Ossecker Stadion zieht. Wegen der Bauarbeiten dort ziehen die Macher heuer auf den Volksfestplatz um - das Open Air steigt am 10. Juni. Foto: Marcel Kliemann

Die Stadt Hof verleiht den Machern des Musik-Festivals die höchste kulturelle Auszeichnung. Ein Zeichen dafür, wie sehr die Kulturlandschaft der Stadt zusammenwächst.

 
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Hof - "Wir wollen doch die Kultur in unserer Stadt am Laufen halten - und da gilt schon das Motto: Wer, wenn nicht wir?", sagt Alexander Röhlig. Der Vorsitzende des Vereins Indie-Musik und seine Vorstandsmitglieder Patrick Leitl und Rainer Strobel haben einen großen Auftritt vor sich: Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner wird ihnen die Johann-Christian-Reinhart-Medaille verleihen - während der Hofer Kulturnacht, beim Eröffnungs-Act der Hofer Symphoniker im Großen Haus des Theaters. Damit soll die Übergabe so viel Symbolgehalt bekommen wie die Auszeichnung selbst.

Die Reinhart-Plakette ist die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt Hof. Zu den Trägern gehören Werner Weinelt und Dr. Axel Herrmann, Claus Henneberg und Reinhard Wachinger, Werner Fink, Rekkenze Brass und Ralf Sziegoleit. "Die Medaille wird nicht in einem festen Turnus verliehen, sondern immer dann, wenn wir glauben, dass es Zeit ist, jemanden besonders auszuzeichnen", erklärt Peter Nürmberger, der Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur. Von ihm ging die Initiative für die aktuelle Ehrung aus; aus gutem Grund und aus einem guten Gefühl heraus.

Hof hat Hochkultur wie kaum eine andere vergleichbare Stadt im Land. Theater und Symphoniker, Kunstszene und Film-Plattform: Auf den Hofer Bühnen, Leinwänden und Galerie-Wänden spielt sich mehr ab als in manch einer viel größeren Stadt. Und während die einen noch in Kategorien wie Hoch- und Subkultur, institutionalisiertem Kulturbetrieb und unabhängigem Kunstgenuss denken, wächst hier seit einigen Jahren vieles zusammen, das aus ganz anderen Richtungen kommt. Denn neben den bekannten Institutionen hat sich in der Stadt auch eine lebendige Band-Szene etabliert - unter anderem durch den Einsatz des Vereins Indie Musik. Und nicht nur bei Veranstaltungen wie der Kulturnacht, dem Your Stage Festival oder bei Projekten wie der Alten Filzfabrik wird deutlich, wie gut die Kulturschaffenden zusammenarbeiten.

"Die Szene hat sich sensationell entwickelt, die Atmosphäre ist von Grund auf positiv", schwärmt Peter Nürmberger. Er selbst, der ursprünglich vom Theater kommt und seit acht Jahren dem städtischen Kulturressort vorsteht, trägt dazu nicht wenig bei - auch, wenn er das so nie sagen würde. Doch will er die Auszeichnung ganz klar verstanden wissen: "Sie ist auch ein Zeichen dafür, wie sehr die Hochkultur das respektiert und honoriert, was in anderen Sparten geleistet wird", betont Nürmberger. Das hat er selbst auch erst lernen müssen: Aus vorsichtigen Annäherungen - beispielsweise beim ersten Treffen für ein Your Stage Festival - habe sich eine Qualität der Zusammenarbeit entwickelt, die sehr beeindruckend sei. "Denn sie basiert auch auf einer hohen Qualität an Vertrauen." So hat sich der Hofer Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig dafür ausgesprochen, dem Verein die Plakette zu verleihen.

Das Indie-Musik-Festival, das der Verein in den vergangenen zehn Jahren zum echten Publikumsmagneten entwickelt hat, die regelmäßigen kleineren Konzerte in Hofer Gaststätten oder die Mitwirkung bei "Rock in Oberfranken" gehören zu den Aktivitäten der Indie-Mitglieder um die Konzertkultur in der Stadt. Ausgezeichnet werden - stellvertretend für alle Mitglieder - Vorstand und Team des Vereins, den der heutige Ehrenvorsitzende Frank Gaschnitz mitgegründet hat. "Wir freuen uns natürlich, dass unser ehrenamtliches Engagement diese Anerkennung bekommt", sagt Vorsitzender Alexander Röhlig.

30 bis 40 Anfragen von Bands und Labels gehen bei ihm jede Woche ein - "das Ganze ist einfach immer größer geworden". Und es bekommt in seinen Augen auch immer mehr Bedeutung: "Hof als Kulturstadt zu etablieren, wird immer wichtiger werden. Gerade jetzt, wo alle nach jungen Fachkräften suchen, muss man den Leuten zeigen, wie lebendig die Szene hier ist."

Neben der allgemeinen Freude über die Auszeichnung ist er auf
eine Sache besonders stolz: "Zu unserer typischen Vorgehensweise ge-
hört es ja auch, Künstler einzuladen, die noch nicht so viele Leute kennen." Dennoch kämen immer Zuhörer zu den Konzerten. "Wir freuen uns schon, dass wir dadurch zu einer Art Qualitätssiegel geworden sind - dass unsere Empfehlung einfach etwas zählt."

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