Jetzt, wo er (am Sonntag) fünfzig wird, befürchtet Johnny Depp, demnächst könnte ihm ein Produzent "eine Rolle als Großvater anbieten". Bis dahin aber hat es wohl noch eine gute Weile. Augenblicklich geht Depp nicht als Grandseigneur oder Komischer Alter des US-Kinos durch, sondern hält sich blühend frisch ganz oben auf der Skala der Beliebtheit gerade unter jungen Leuten. Die schwärmen für seinen draufgängerischen Captain Sparrow in den "Fluch der Karibik"-Blockbustern oder lassen sich ihn als Süßigkeiten-Produzenten Willy Wonka in "Charlie und die Schokoladenfabrik" auf den Zungen zergehen. Zweimal, 2003 und 2009, ernannte ihn das People Magazine zum Sexiest Man Alive, was zeigt, wie viel die Frauen von ihm halten. Und womit die Filmregisseure bei ihm rechnen, erweisen die Zig-Millionen-Gagen, die den Star auf die Gipfel der bestbezahlten Akteure in Hollywood entrückten. Dort ehrt ihn seit 1999 auf dem Walk of Fame ein Stern, doch kann eine solche Ehrung für einen wie ihn nicht überraschen. Ungewöhnlicher beleuchtet den vielfältigen und viel beschäftigten Künstler die Entscheidung der Komantschen, ihn als Ehren-Rothaut bei sich aufzunehmen, aus Respekt für die Darstellung des Indianers Tonto in seinem jüngsten Film: Der Western "Lone Ranger" kommt im Sommer in die deutschen Kinos. Und wer darf schon von sich behaupten, nicht nur ein, sondern zwei Mal als Lego-Figur millionenfach die Kinderstuben zu erobern? In der bunten Bausteinchenwelt spielt Johnny Depp fortan nicht nur als karibischer Piratenkapitän, sondern auch als besagter Tonto mit. Leicht vergisst man über dergleichen die Ernsthaftigkeit, mit der sich der Darsteller früh das Zeug zum Charakterkünstler erwarb. Davon legte er 1993 in Lasse Hallströms "Gilbert Grape" bewegend Zeugnis ab, auch als Indianer Raphael in seiner einzigen Regiearbeit "The Brave" von 1997. Nicht fünfzig, nur 32 Jahre alt war Depp, als er 1995 in Jim Jarmuschs "Dead Man" sterbend in einem Kanu aufs Meer trieb: Der Tod ist ja nicht erst den Grandseigneurs und Komischen Alten nah.