Coburg - Seine Waffe ist die Sprache, seine Munition die Ironie: Mit einem satirischen Roman hat Nihad Siris schon 2008 das Regime in seiner Heimat Syrien parodiert und provoziert. "Ali Hassans Intrige" schildert die gespannte Atmosphäre im unterdrückten Land am Vorabend der Revolte - und weist als beißende Satire über den Führerkult weit über die konkrete Situation hinaus. Diese Zeitlosigkeit war es wohl, die die Jury bewog, den 63-Jährigen mit dem III. Coburger Rückert-Preis auszuzeichnen.

",Ali Hassans Intrige' polarisiert in keiner Richtung, sondern bedient sich eines ironisch gefärbten Humors, um sich mit der politischen Realität auseinanderzusetzen. Nihad Siris' Roman wird genau deshalb über den tragischen historischen Moment hinaus aktuell bleiben und mit Genuss und Schmunzeln gelesen werden können", begründen die Jurymitglieder Claudia Ott, Hartmut Fähndrich und Günther Orth ihre Entscheidung, die Coburgs stellvertretener Bürgermeister Norbert Tessmer kurz vor dem 255. Geburtstag Friedrich Rückerts am 16. Mai bekannt gab. Tessmer hofft, den mit 7500 Euro dotierten Preis am 21. Juni auf der Veste persönlich an den im ägyptischen Exil lebenden Schriftsteller überreichen zu können: "Wir stehen in Kontakt mit ihm und bemühen uns um ein Visum."

Der Coburger Rückert-Preis versteht sich 2013 mehr denn je als politisches Statement: Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse wurden "Literatur nach dem arabischen Frühling" in den Fokus gerückt und vier aus Syrien stammende Autoren nominiert, die sich auf unterschiedliche Weise literarisch mit der Tragödie ihrer Heimat auseinandersetzen: Samar Yazbek, Rosa Yassin Hassan, Fawwas Haddad und Nihad Siris.

Als Beitrag zur Völkerverständigung war der Coburger Rückert-Preis, den Oskar Ohler 2008 im Geiste Rückerts ("Weltpoesie ist Weltversöhnung") ins Leben gerufen hatte, von vornherein gedacht. In diesem Jahr wird er darum in die Internationale Woche eingebunden, mit der die Stadt Coburg vom 16. bis zum 22. Juni zum zweiten Mal ihre kulturelle Vielfalt und die Früchte ihrer Integrationsarbeit präsentiert.

Preisträger und Preis 2013

Nihad Siris, geboren 1950 in Aleppo/Syrien, studierte Ingenieurswissenschaften in Sofia/Bulgarien. Seit 1987 schreibt er Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Fernseh-Drehbücher. Seit 2011 lebt er in Ägypten im Exil.

Das Buch: Nihad Siris: Ali Hassans Intrige. Roman aus Syrien. Aus dem Arabischen von Regina Karachouli. Lenos, 12,50 Euro.

Seit 2008 verleiht die Stadt Coburg den mit 7500 Euro dotierten Rückert-Preis in Erinnerung an den berühmten Orientalisten, Dichter, Übersetzer und Sprachforscher Friedrich Rückert, der von 1820 bis 1866 in Coburg lebte.