HAMBURG – In Deutschlands Bibliotheken sind nach Expertenschätzungen etwa 60 Millionen Bände vom Zerfall bedroht. Grund ist das früher verwendete säurehaltige Papier. Vom „Säurefraߓ seien mehr als 70 Prozent der Bestände betroffen. „Uns droht, dass wir unser kulturelles Erbe und das Wissen dieser Zeit verlieren“, so der Geschäftsführer des Zentrums für Bucherhaltung (ZFB), Manfred Anders. Das ZFB konserviert im Keller der Deutschen Bücherei in Leipzig gefährdete Bände mit einem kostenintensiven Spezialverfahren, das auf der Massenentsäuerung basiert. Allein in Hamburg bedürfen rund 82 Prozent aller Bücher, die zwischen 1840 und 1980 entstanden sind, einer solchen Massenentsäuerung, wie die Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Gabriele Beger, berichtet. Mindestens 804 000 Exemplare müssten sofort behandelt werden, so Beger, die außerdem die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes ist. Dies bedeute jedoch Kosten von zwölf Millionen Euro. In Hamburg drohten zum Beispiel Originalwerke von Gotthold Ephraim Lessing, Johannes Brahms, Georg Friedrich Händel, Friedrich Gottlieb Klopstock und Heinrich Heine zu zerbröseln, gefährdet seien auch Akten- und Archivbestände. (ddp)