Todesarten" hieß das große Romanprojekt, mit dem sich die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann in den letzten Jahren ihres Lebens befasste. Fertig geworden ist nur "Malina", ein bekenntnishaftes, abgründiges Buch von bitterster Gesellschaftskritik. Es schildert einen Höhenflug der Ich-Erzählerin und den Absturz daraus in ein seelisches Inferno. Zweifellos ist Bachmanns eigene Lebensgeschichte darin widergespiegelt. Nach Erscheinen ihres ersten Lyrikbandes "Die gestundete Zeit" hatte sie 1953, mit 27 Jahren, den Preis der Gruppe 47 erhalten, und von da an war sie ein Star. Der Spiegel widmete ihr 1954 eine Titelstory - ein bis dahin einmaliges Ereignis in der deutschen Pressegeschichte der Nachkriegszeit. Aber immer schon litt die Bachmann an Todesangst, ausgelöst von der allgegenwärtigen Gewalt der Gesellschaft: "Es ist der ewige Krieg. Frauen sind dabei die Opfer der Männer." Sie selbst, die 1964 mit dem Büchner-Preis geehrt wurde, fühlte sich als Opfer des Kollegen Max Frisch. Vier Jahre lang hatte sie mit ihm zusammengelebt. Die Trennung stürzte sie in eine schwere Krise, verschärft dadurch, dass sie meinte, Frisch habe in seinem Roman "Mein Name sei Gantenbein" Intimes aus der Beziehung verarbeitet. Krankheit und Wahnsinn, als Nachtseite des Lebens, waren zuletzt ein fester Bestandteil in den Texten der Autorin. Sie trank sehr viel und war abhängig von Tabletten. Dies führte zu ihrer eigenen tragischen "Todesart": In der Nacht zum 26. September 1973 entzündete eine brennende Zigarette ihr Nachthemd; offenbar war sie vorher im Badezimmer bewusstlos geworden. Drei Wochen später starb die heute vor 85 Jahren geborene Schriftstellerin, die auch mit Hörspielen und Erzählungen ("Das dreißigste Jahr") erfolgreich war, in einem Krankenhaus. Seit drei Jahrzehnten gedenkt ihre Geburtsstadt Klagenfurt - die sie nicht mochte - ihrer alljährlich mit dem Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis, der noch immer ein guter Schub ist für literarische Karrieren.