Er hätte einer der Großverdiener von Hollywood werden können. Doch nach seinem Kassenerfolg von 1986 - mit der so grandiosen wie grusligen Neuverfilmung der Kurzgeschichte "Die Fliege", die 1957 im "Playboy" erschienen war - widerstand David Cronenberg der Versuchung, sich auf aufwendig produzierten Horror zu spezialisieren. Dem Kanadier, der morgen vor siebzig Jahren als Sohn eines Schriftstellers und einer Musikerin in Toronto geboren wurde, ging es um Schrecken subtilerer Art. Im Zentrum seines Interesses stehen die Erforschung der menschlichen Psyche und die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen. Seine frühen Science-Fiction-Filme, mit denen er 1980 bei den Hofer Filmtagen den ersten Auftritt in Deutschland hatte, setzten an den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine an. Aufsehen erregte sein Thriller "Scanners - Gedanken können töten", in dem sich zwei telepathisch begabte Brüder duellieren, mit dem Ergebnis, dass ein Kopf explodiert. Diesen Film aus dem Jahr 1981 kann man morgen um 22.55 Uhr bei 3sat sehen; voraus geht ein halbstündiges Porträt des Regisseurs, der an seinen Arbeiten fürs Kino fast immer auch als Drehbuchautor beteiligt ist. Auf ausschließlich eigenen Ideen basiert "eXistenZ", sein 1999 gedrehter Ausflug in die virtuelle Welt des Computerspiels, den 3sat am Freitag um 22.35 Uhr ausstrahlt. Doch auch literarische Vorlagen nutzt Cronenberg gern für seine komplexen, intelligent-analytischen Gedankenspiele. Dies gilt unter anderem für "Die Unzertrennlichen" und "Naked Lunch", für "Crash" und "Spider". Kluge, böse und physisch wuchtige Filme zum Thema Gewalt gelangen dem Kanadier im neuen Jahrtausend mit "Tödliches Versprechen" und dem Thriller "A History of Violence", den ein Kritiker als "Lektion in Sigmund-Freud-Seelenkunde" lobte. Tatsächlich verfilmte der Regisseur im Jahr 2011 unter dem Titel "Eine dunkle Begierde" ein Theaterstück über Freud und seinen Kollegen C. G. Jung.