Kunst und Kultur Theater dort, wo es hingehört

Philipp Brammer als Vater in "Dschihad one way", dem Jugendstück des Jungen Theaters Hof bei den Bayerischen Theatertagen; das Stück ist in der Region noch mehrmals zu sehen. Foto: Harald Dietz

Zum ersten Mal gibt es bei den Bayerischen Theatertagen einen Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater. Das Experiment, eine Hofer Erfindung, ist geglückt.

 
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Hof - Noch einmal hebt sich an diesem Samstagnachmittag bei den 35. Bayerischen Theatertagen in Hof der Vorhang für ein Kinder- und Jugendstück. Wenn das Stück "Du und ich und das Meer dazwischen" (16 Uhr, Theater-Studio) von der Münchner Gruppe "Das Meer dazwischen" endet, ist auch das reichhaltige Angebot, das speziell für das junge Publikum im Programm stand, ausgeschöpft. Immerhin haben in den vergangenen knapp zwei Wochen insgesamt 17 bayerische Bühnen 22 Vorstellungen für Kinder und Jugendliche gegeben - und das an zehn verschiedenen Spielorten.

Zum ersten Mal bei bayerischen Theatertagen gab es in Hof 2017 einen Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater, und die Idee von Intendant Reinhardt Friese, ist, so Bernd Plögers Bilanz, "total aufgegangen - sowohl bei uns im Haus als auch auf dieser BTT-Tour". Damit meint der Leiter des Jungen Theaters Hof die Vorstellungen der Gast-Theater in acht Schulen der Region: in Hof, Schwarzenbach an der Saale, Naila und Rehau. Schulen, mit denen das Theater Hof bereits eine Kooperation pflegt und mit denen der Kontakt immer enger und selbstverständlicher wird; aber auch solche Schulen, die bisher noch wenig mit dem Theater zu tun hatten.

"Das Festival findet ja nicht nur für Theaterleute statt, die sich hier am Rande auch zu Sitzungen und Workshops getroffen haben, oder für Fachjournalisten; sondern in erster Linie für das Publikum", betont Plöger. "Da lag es nahe, mit einem Schwerpunkt genau die Zuschauer anzusprechen, die uns sowieso am Herzen liegen: die jungen. Auch für die Schüler und nicht zuletzt die Lehrer ist es etwas Besonderes, ein Teil eines solchen Festivals zu sein; das haben uns viele bestätigt."

Bei den Inhalten machen es sich die Theater nicht leicht; da werden aktuelle, durchaus "ernste" Themen wie Homosexualität, Nationalsozialismus, Flucht, Gewalt, falsche Prioritäten und so weiter behandelt, wenn auch altersgerecht aufbereitet. "Gerade solche Stücke sind sehr fein inszeniert, mit viel Gespür für die jungen Zuschauer", erläutert Bernd Plöger, dessen eigenes Stück "Dschihad one way" der Beitrag des Theaters Hof zum Theatertage-Schwerpunkt war. Und die jungen Leute, das war bei den verschiedensten Aufführungen zu beobachten, wissen das zu schätzen: Meist haben die Teenager aufmerksam zugehört, -geschaut und mitgedacht, ließen sich mitnehmen von den Schauspielern, die ihr Publikum ernst nehmen; und die Schüler hatten keine Probleme, auch noch das Nachgespräch mitzumachen und interessante Gedanken beizutragen - selbst wenn die Doppelstunde längst zu Ende war.

Beim Kindertheater seien die ernsten Hintergründe eher in Humor oder viel Poesie verpackt, bei den Stücken für Jugendliche gehe es schon darum, ethische Werte zu vermitteln, sagt Plöger. "Auf diese Weise haben die Bayerischen Theatertage zusätzlich ein lebendiges, direktes Publikum bekommen, das die Stücke ungefiltert aufnimmt." Das sei auch zum Nutzen der Zuschauer: "Wenn Theater und Schule die Jugend nicht auf diese Weise zum Nachdenken anregen - Kino, Fernsehen und soziale Medien tun es nicht."

Das Echo der Gast-Theater sei durchweg positiv gewesen. "Sie sind sich längst bewusst, was sie leisten, und haben die Einladung zu einem solchen Schwerpunkt mit großer Selbstverständlichkeit angenommen. Die Vorbereitung und Organisation von Kristoffer Keudel waren gut, die Stimmung während des Festivals immer entspannt, und man hat nach den Vorstellungen in der Kantine noch miteinander gefeiert."

Erneut habe sich hier gezeigt, wie vielfältig die Szene der Kinder- und Jugendtheater ist. "Da ist alles dabei: Witziges, Märchenhaftes und große Themen, genau wie im Theater für Erwachsene." Bernd Plöger abschließend: "So, wie wir das diesmal angegangen sind, mit den Gast-Theatern in Schulen zu gehen, das ist eine Erfindung der Bayerischen Theatertage Hof. Und es wird sicher Nachahmer finden. Das Experiment ist absolut geglückt, weil Jugendtheater da stattgefunden hat, wo es hingehört."

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Vorstellungen der 35. Bayerischen Theatertage gibt es noch bis einschließlich Montag.

www.theater-hof.de

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