Dürfen die Deutschen, im demokratischsten Staatswesen ihrer Geschichte, einem Monarchen ein Denkmal setzen? Vielleicht verliert der Vorgang ein wenig von seinem Hautgout, wenn es sich dabei nicht um eine Neuschöpfung, sondern um ein historisches, restauriertes Monument handelt. In Regensburg hatten die königstreuen Bürger 1902 ein Reiterstandbild aufgerichtet, um Ludwig I. zu verherrlichen. 34 Jahre lang herrschte der Bayernkönig vier Meter hoch über den Domplatz, sozusagen als allerchristlichste Majestät: Thron und Altar in trauter Nachbarschaft. Dann schickten die Nazis das - von Ferdinand von Miller geschaffene - Standbild ins Exil nahe dem Bahnhof, wo es sich unterm Blätterdach von Parkbäumen verlor. Nun aber ragt es neuerlich auf am angestammten Standort, und Nachfahren des Regenten - Prinz Christoph von Bayern mit Gattin Gudila - jauchzten bei der Einweihung mit Tausenden loyaler Bürgersleute zu seinen und des Pferdes Füßen. Vom Bischof Müller repräsentiert, war sogar der Himmel zugegen. Der drückte wohl ein Auge zu bei der Erinnerung an das sündige Verlangen, das der erste Ludwig in den Armen der Tänzerin Lola Montez kostspielig stillte. Immerhin war er es, der dafür sorgte, dass der Dom der Stadt vollendet werde. Auch mit zwei Ruhmestempeln, der Walhalla über der Donau und der Befreiungshalle bei Kelheim, machte er sich für die Ewigkeit verdient. Indes jauchzen nicht alle. So hegen an der Ehrwürdigkeit des einstigen Landesvaters Fundamentaldemokraten, der Bund für Geistesfreiheit, auch die Grünen starke Zweifel: Auf seine reaktionäre Haltung verweisen sie, auf Presse- und auf Kunstzensur, auch auf die Sparpolitik, die er, seinen Prestigebauten zuliebe, dem armen Volk verordnete. Das alte, neue Memorial verdankt seine Finanzierung zum guten Teil einem Förderverein - und der Brauerei Bischofshof. Womit nicht zu rechnen war: hatte doch der Monarch auch dadurch für Unmut gesorgt, dass er den Bierpreis anhob.