Der Schriftsteller Leo Tolstoi war "größer als die anderen". So jedenfalls heißt ein biografischer Film über ihn, der am Sonntag im Rahmen eines Themenabends - Anlass ist der 100. Todestag des 1828 geborenen Russen - bei Arte ausgestrahlt wird. Die Autoren Malgorzata Bucka und Olaf Grunert wollen zeigen, dass Tolstois ständiges Thema er selber war: ein Mensch in seinen Widersprüchen. Der berühmte Verfasser der Romane "Krieg und Frieden", "Auferstehung" und "Anna Karenina" war ein Jäger, der Vegetarier wurde, ein Vater von 13 Kindern, der die eheliche Liebe verfluchte, ein Aristokrat, der Bauernkleider trug, und ein Gottgläubiger, der aus der russisch-orthodoxen Kirche verbannt wurde. Im Mittelpunkt des fünfstündigen Themenabends (Titel: "Tolstoi - unsterblich") steht die zweiteilige Verfilmung seines Spätwerks "Auferstehung" durch die Brüder Taviani, eines Romans, dessen Leitmotive Schuld, Sühne und Leidenschaft sind. Danach - und vor der Biografie - gibt es einen Dokumentarfilm über das Gut Jasnaja Poljana südlich von Moskau, auf dem Tolstoi fast sein gesamtes Leben verbrachte, das ihn prägte und formte. Heute ist es für seine Verehrer so etwas wie ein Wallfahrtsort. Die Spurensuche auf dem Gut soll auch neue Perspektiven auf Tolstois literarisches Werk eröffnen. Aber die fünf Stunden am Sonntag sind Arte zur Feier des großen Schriftstellers nicht genug. Tags darauf fügt der Kultursender noch zwei Filme über den "Dichter und Visionär" hinzu. Der letzte Beitrag heißt "Tolstois Befreiung" und berichtet von seinen Fluchtversuchen aus gesellschaftlicher Enge und der schwierigen Liebe zu seiner Frau. Zum Ergebnis meint der französische Regisseur und Kulturminister Frédéric Mitterrand: "In dem Moment, als er sich von allem befreite, befreite ihn der Tod von sich selbst."