Als "frühen King of Suspense" würdigt der Bamberger Krimiautor Thomas Kastura den Dramatiker William Shakespeare, dessen 450. Geburtstag vorigen Monat gefeiert wurde. Pünktlich zum Jubiläum legt der Verlag ars vivendi, der in Cadolzburg bei Fürth ansässig ist, einen von Kastura herausgegebenen Band mit vierzehn Shakespeare-Krimis vor; unter den Autoren ist der für seinen Roman "Kriegsgebiete" mit dem Glauser-Preis ausgezeichnete Hofer Roland Spranger.

Der Titel des Buches, "To die, or not to die", variiert die berühmteste Zeile aus dem wohl berühmtesten Stück des großen Briten: Hamlets Frage "To be or not to be" (Sein oder Nichtsein) wird krimimäßig umgewandelt und auf den Punkt gebracht - sterben oder nicht sterben. Bekanntlich hat das Personal in Shakespeare-Dramen geringe Überlebenschancen: Oft sind am Ende alle tot. Vierzehn dieser Theaterstücke werden in der Anthologie nun um- und weitergedichtet, neu interpretiert und ironisiert. Kastura selbst steuert "Hamlet Remurdered" bei - eine Erzählung, in der ein militärisches Versuchslabor einem Schlachthaus gleicht: 37 Intelligenzbestien sind massakriert worden; nur Horatio hat überlebt.

Den "Macbeth", den er selbst einmal, 20 Jahre ist das her, mit seiner Theatergruppe "Larpurlahr" inszenierte, hat sich der Hofer Roland Spranger vorgenommen. Auf siebzehn Buchseiten voller Sex und Crime schildert er den Aufstieg eines machtgeilen und skrupellos über Leichen gehenden Politikers, der selbst seinen Rücktritt vom höchsten Amt noch als Karrieresprung verbucht: Er hat, nach dem Vorbild eines deutschen Ex-Kanzlers, den Beratervertrag eines russischen Konzerns in der Tasche; seiner Lady, die ihre Autobiografie schreiben will, entledigt er sich, indem er sie über die Mauer einer Dachterrasse wirft. So gelingt Spranger ebendas, was Kastura im Vorwort den Dramen Shakespeares nachrühmt: Eine packende Story verbindet sich mit Macht- und Gesellschaftskritik.

Prominentester unter den vierzehn Autoren ist Friedrich Ani, zu dessen OEuvre neben vielen Romanen das Drehbuch für den Fernsehfilm "Das unsichtbare Mädchen" zählt, dem der Lichtenberger "Fall Peggy" zugrunde liegt. In "To die, oder not to die" erzählt er unter dem Titel "Allerseelen" die Geschichte des buckligen Serienmörders Richard Gloster, der beim Sterben an nichts anderes als eine neue Bluttat denken kann: "Du Sau, ich krieg dich und dann töt ich dich wie die andern, du Sau." Ralf Sziegoleit

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Thomas Kastura (Hrsg.): To die, or not to die. Ars vivendi, 304 Seiten, Paperback, 14,90 Euro.

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