Fichtelgebirge Familie verliert ganzes Hab und Gut

Von Willi Fischer und Richard Ryba
Nur noch eine Ruine ist nach dem Feuer das frühere Kino in Kirchenlamitz. Hier lebte die dreiköpfige Familie Brötz. Foto: Willi Fischer

Nach dem Brand des alten Kinos in Kirchenlamitz stehen Vater, Mutter und Tochter wenige Tage vor Weihnachten vor dem Nichts. Ihr Zuhause ist nur noch eine Ruine.

 
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Kirchenlamitz - Nach dem Großbrand am Donnerstag in Kirchenlamitz hat eine dreiköpfige Familie nicht nur das Dach über dem Kopf, sondern ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Der 75-jährige Lothar Brötz, seine Frau Jamliha und die 19-jährige Tochter Nicole stehen wenige Tage vor Weihnachten vor dem Nichts. "Es ist überhaupt nichts mehr da. Dokumente, Ausweise, Computer, Wäsche - nichts mehr. Es war nichts zu holen, nichts zu retten, nichts mehr zu finden", berichtete Lothar Brötz der Frankenpost gestern nach dem verheerenden Brand.

Der Familienvater war am Donnerstagnachmittag, als das Feuer im oberen Treppenhaus des ehemaligen Kinos ausbrach, alleine im Haus. Seine Ehefrau war in Fürth, wo sie in einem Elektronik-Markt arbeitet, die Tochter in Plauen, wo sie zur Schule geht. "Ich saß im Büro und habe zuerst gar nichts bemerkt." Erst als die Katze unruhig ins Büro tigerte, ging Brötz ins Treppenhaus, wo ihm Qualm entgegenkam. Vor dem Haus stehend sah er dann, dass aus dem Dachstuhl Flammen schlugen. Er wollte zurück ins Treppenhaus zum Feuerlöscher, was wegen der Hitze und des Rauchs aber nicht möglich war. Brötz brachte sich in Sicherheit und verständigte die Feuerwehr. Das war wenige Minuten nach 16 Uhr.

Wie berichtet, rückten zahlreiche Feuerwehren aus den Landkreisen Wunsiedel und Hof aus, um das Feuer zu bekämpfen. Das erwies sich als schwierig, da das rückwärtige Gebäude in der Rosengasse, in der eng bebauten Kirchenlamitzer Altstadt für größere Fahrzeuge nicht zugänglich ist und auch über die Drehleiter nicht zu erreichen war. Es blieb nichts anderes übrig, als das alte Kino kontrolliert abbrennen zu lassen und die angrenzenden Gebäude zu sichern.

Fassungslos musste die Familie Brötz - Mutter und Tochter waren im Lauf des Abends nach Kirchenlamitz zurückgekehrt - mit ansehen, wie ihr Zuhause ein Raub der Flammen wurde. Bis Freitag gegen 9 Uhr dauerten die Löscharbeiten. Nun steht nur mehr eine Ruine. "Das kann man nur noch abreißen", konstatiert Lothar Brötz, der - anders als Frau und Tochter - recht gefasst wirkt. "Ich habe im Leben schon so viele Schicksalsschläge wegstecken müssen, ich bin hart im Nehmen", sagt der Mann, der eigentlich aus Berlin stammt und in den 80er-Jahren nach Bayern gezogen ist, zuerst nach Wunsiedel, dann bald darauf nach Kirchenlamitz.

Als Brandursache vermutet Lothar Brötz, ähnlich wie die Polizei, einen technischen Defekt. Die Ermittlungen würden noch andauern, teilte das Polizeipräsidium Oberfranken am Freitag mit. Die Schadenshöhe beziffert die Polizei auf mindestens 50 000 Euro.

Die Familie hat zunächst eine notdürftige Unterkunft beim Sohn in dessen Wohnung in der Rosengasse gefunden. Allerdings: Dort ist das Bad noch eine Baustelle, eine Waschmaschine gibt es gar nicht - auf Dauer ist dies sicher keine Lösung. In der Bevölkerung von Kirchenlamitz hat sich das Unglück der Familie schnell herumgesprochen. Am Freitagmorgen kam in die Stadtverwaltung eine Frau, die sich erkundigte, wie man der betroffenen Familie helfen kann. Der angesprochene Verwaltungsfachangestellte Stefan Ziegler nahm sich sofort der Sache an: Er dachte an die Aktion "Hilfe für Nachbarn" der Sparkasse Hochfranken und der Frankenpost, die sich zum Ziel gesetzt hat, Not schnell und unbürokratisch zu lindern. Ziegler setzte sich mit einem Vertreter der Sparkasse in Verbindung. Dabei wurde spontan zugesichert, eine Sofort-Hilfe für die ohne Verschulden in Not geratene Familie zu leisten.

Nächstes Ziel für die Familie Brötz wird sein, wieder eine Wohnung zu finden - und auch die Katze, die Lothar Brötz am Donnerstag möglicherweise das Leben gerettet hat. Das Tier ist seit dem Brand verschwunden. Lothar Brötz: "Vielleicht hat sie sich ja nur verkrochen und taucht wieder auf."

Es war nichts zu retten, nichts mehr zu finden.

Lothar Brötz

Spendenkonto

Um die Hilfe für die Familie Brötz auf breitere Schultern zu verteilen wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Spenden für diesen Zweck können mit dem Kennwort "Spende Brandopfer Familie Brötz Kirchenlamitz" an Hilfe für Nachbarn an folgende Kontoverbindung geleistet werden:

Sparkasse Hochfranken, IBAN: DE29780500000220020416

BIC: BYLADEM1HOF.

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