Fichtelgebirge Heiße Luft um Rauchmelder-Bande

Von Richard Ryba
Löst im Brandfall einen schrillen Alarm aus und kann Leben retten: ein Rauchmelder in der Wohnung. Er ist für Neubauten verpflichtend - Kontrolleure sind allerdings nicht unterwegs. Quelle: Unbekannt

Auf WhatsApp und Co. kursieren Warnungen vor Betrügern, die vorgeben, Geräte im Haus prüfen zu wollen. Der Polizei in Oberfranken sind aber keine Fälle bekannt.

 
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Marktredwitz/Bayreuth - Die Warnung verbreitet sich über Nachrichten-Apps und soziale Medien im Internet wie ein Lauffeuer: Betrüger seien unterwegs, die an Haus- und Wohnungstüren läuteten. Mit dem Vorwand, kontrollieren zu wollen, ob Rauchmelder installiert sind, versuchten sie sich Eintritt zu verschaffen. Teilweise würden sie sich auch als Feuerwehrleute ausgeben. Viele Menschen sind beunruhigt. Allerdings erweist sich die Warnung als heiße Luft: Der Polizei in Oberfranken sind keine aktuellen Fälle mit der Rauchmelder-Betrugsmasche bekannt. "Wir haben keinerlei Erkenntnisse, dass es bislang so etwas bei uns gibt", sagte am Mittwoch Dominik Fehn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth.

Man muss Polizei-Sprecher Fehn gegenüber nur das Wort "Rauchmelder" erwähnen, schon kommt er auf die falsche Betrugswarnung zu sprechen. Mehrere Anfragen seien im Präsidium eingegangen. Allerdings seien im gesamten Zuständigkeitsbereich keine derartigen Fälle tatsächlich bekannt. In Baden-Württemberg habe es am Montag zwei Verdachtsfälle gegeben. Offenbar hätten zahlreiche Nutzer von sozialen Medien die Warnung geteilt - wodurch sie sich ähnlich wie bei einem Schneeballsystem verbreiteten. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks hat zudem die Polizei in Bremen vor ein paar Tagen eine Meldung veröffentlicht, wonach zwei Betrüger eine alte Dame ausgenommen haben. In die Wohnung kamen sie unter dem Vorwand, die in Bremen seit Januar vorgeschriebenen Rauchmelder überprüfen zu müssen.

Auch Dominik Fehns Kollegen vom Polizeipräsidium Oberpfalz in Regensburg sind bereits mit dem Phänomen konfrontiert worden. Mehrfach seien Anrufe bei der Polizei eingegangen, die auf die Rauchmelder-Betrüger hinwiesen. Tatsächlich habe es aber auch in der Oberpfalz bislang keine derartigen Fälle gegeben, teilt das Präsidium mit.

Robert Roth, Leiter der Polizeiinspektion in Marktredwitz, hat ebenfalls keine Kenntnisse von einer tatsächlichen Rauchmelder-Bande. Allerdings: Vorstellbar sei diese Betrugsmasche durchaus, denn: "Es ist unglaublich, was alles vorkommt." Vom falschen Gasmann bis zum falschen Schornsteinfeger reichten die Versuche von Kriminellen, um in Häuser oder Wohnungen zu gelangen.

Dass die falsche Warnung so heftig geteilt und vervielfältigt wird, ist für den Marktredwitzer Polizeichef ein typisches Phänomen der heutigen Zeit. "Da gibt es sogar einen Fachbegriff dafür: Hoax." So wird eine Falschmeldung bezeichnet, die meist in sozialen Medien verbreitet, von vielen für wahr gehalten und daher an Freunde, Kollegen, Verwandte weitergeleitet wird. Roth: "Bei Nachrichten in den sozialen Medien muss man furchtbar aufpassen."

Vorsichtig müsse man aber auch nach wie vor bei Unbekannten sein, die an der Haustüre klingeln, sagt Polizeisprecher Fehn. Auch die Polizei in der Oberpfalz rät die Menschen weiterhin zur Vorsicht. Sie warnt allgemein vor Betrügern, die unter verschiedensten Vorwänden - Durst zu haben und um ein Glas Wasser bitten oder die Toilette aufsuchen zu wollen - versuchen, in fremde Wohnungen zu gelangen.

Bei Nachrichten in den sozialen Medien muss man furchtbar aufpassen.

Robert Roth, Leiter der

Polizeiinspektion Marktredwitz

Kleiner Lebensretter ist Pflicht

Seit 1. Januar 2013 sind bayernweit Rauchmelder in Neubauten Pflicht. Für bestehende Wohnungen und Häuser gibt es allerdings eine Übergangsfrist. Sie müssen bis spätestens 31. Dezember 2017 mit Rauchmeldern ausgerüstet sein.

Das in der Falschmeldung verbreitete Szenario, dass auch Feuerwehrleute Haus- und Wohnungseigentümer kontrollieren könnten, ob sie Rauchmelder hätten, ist nach Ansicht von Harald Fleck, Stadtbrandinspektor in Marktredwitz, völlig abwegig. "Dazu haben wir als Feuerwehrleute erstens kein Recht, und zweitens könnten wir das personell bei der Feuerwehr gar nicht stemmen."

Auch wenn Rauchmelder verpflichtend sind: "Externe" wie zum Beispiele Schornsteinfeger würden das Vorhandensein der Geräte nicht kontrollieren, sagt Fleck. Trotzdem rät er dringendst allen Haus- und Wohnungsbesitzern, sich Rauchmelder anzuschaffen. "Sie können im Brandfall wirklich lebensrettend sein", sagt der Experte. Die Feuerwehren versuchten hier schon seit Jahren, Überzeugungsarbeit bei den Menschen zu leisten.

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