Wunsiedel Mutiger Max vier Wochen allein in Costa Rica

Peter Pirner
Max Stegemann und sein Papa Frank zeigen Schulleiter Oliver Meier (links) nochmal genau, wie es in Costa Rica war. Foto: Peter Pirner

Der elfjährige Realschüler Stegemann verbringt vier Wochen in Mittelamerika. Bei Gastfamilien und in einem Camp wird nur Englisch gesprochen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wunsiedel - Ende Dezember 2017 bis Ende Januar 2018 war eine besondere Zeit für den elfjährigen Max Stegemann aus Thiersheim. Zum ersten Mal in seinem Leben war er für so lange Zeit alleine weg von Zuhause. Und das in einem fremden Land, nämlich in Costa Rica, und in der für ihn anfangs noch ziemlich fremden Sprache Englisch. Auch wenn dort eigentlich Spanisch gesprochen wird.

International

CISV International ist eine der weltweit größten Non-Profit-Organisationen für internationale Begegnungen und ist frei von politischen und religiösen Bindungen. Nähere Informationen gibt es auf de.cisv.org.

Ausgangspunkt für dieses Abenteuer waren Freunde seines Vaters Frank in Hamburg. Sie hatten davon erzählt, dass sie bei einem Camp von CISV ehrenamtlich mitgewirkt haben. CISV steht für "Children's International Summer Villages", auf Deutsch etwa "Internationale Sommerdörfer für Kinder". Papa und Sohn waren von dieser Idee angetan und haben sich bei der Organisation angemeldet.

Die Villages sind das erste Programm für Kinder im Alter von elf Jahren. Max wählte aus den drei möglichen Zielen Deutschland, Europa und Übersee das entfernteste aus. Bald wusste er: Es geht nach Costa Rica! Die Vorbereitung darauf begann bereits zu Hause. Die vier Kinder und ein Begleiter der Delegation aus Deutschland lernten sich einige Monate vor dem Camp kennen und bereiteten sich intensiv auf den Aufenthalt vor.

Villages haben das Ziel, internationale Freundschaften und interkulturelle Kommunikation sowie ein friedfertiges Miteinander zu fördern. Dies gelingt über pädagogische, kulturelle und sportliche Aktivitäten. Ein Schwerpunkt ist die Zusammenarbeit zwischen den Kindern. So erleben sie spielerisch, dass sie trotz nationaler und kultureller Unterschiede in einer immer stärker vernetzten Welt vieles gemeinsam haben.

In Costa Rica kamen zehn Delegationen aus der ganzen Welt zusammen. Vier Wochen lang war das Camp ihr gemeinsames Zuhause. Die Tage waren angefüllt mit einem straffen Programm. So hat in den National Nights jede Delegation ihr Land vorgestellt. Da wurden Staatsform, Kultur, Essen und weitere typische Charakteristika besprochen. Max hat auch das Fichtelgebirge vorgestellt. Bei einer Übung spielten einige Kinder reiche Menschen, andere arme Menschen und eine dritte Gruppe Menschen mit durchschnittlichen finanziellen Mitteln. Jede Gruppe machte die Dinge, die man typischer Weise mit ihnen verbindet. Die Armen mussten also putzen und die Wohlhabenden bedienen, die Reichen ließen sich verwöhnen und hatten große Freiheiten. Anschließend wurden die Situationen analysiert und darüber diskutiert. Es gab auch einen Einkaufstag, bei dem Max ein Handtuch erstand, auf dem eine Banknote der costa-ricanischen Währung, also des Colon, abgebildet ist.

Die Zeit im Camp wurde unterbrochen von zwei Wochenenden, an denen die jungen Teilnehmer bei einheimischen Familien zu Gast waren. Das tollste Erlebnis für Max war, dass er zusammen mit seinem besten Freund Taiki aus Japan bei einer Gastfamilie war. Sie machten tolle Ausflüge und haben so Land und Leute ein wenig kennengelernt. Ein schönes Erlebnis für alle war auch, dass sie Silvester gleich mehrfach gefeiert haben, nämlich immer dann, wenn es im Heimatland einer Delegation gerade Mitternacht war.

Für Papa Frank Stegemann ist klar: "Max hat fürs Leben gelernt." Natürlich habe es einiges gekostet, zum Beispiel einige Wochenenden Zeit, die sie zur Vorbereitung in München waren. Auch der Aufenthalt in Costa Rica war nicht billig, aber: "Ich selbst habe 17 Jahre lang in Russland und Osteuropa gearbeitet, da hat mich das Programm für meinen Sohn gereizt."

Ein Teil des Aufenthalts lag in den Weihnachtsferien, aber der größere Teil während der Unterrichtszeit. Da musste der Schulleiter der Sigmund-Wann-Realschule Wunsiedel natürlich zustimmen. Das tat Oliver Meier gerne: "Wenn ich jetzt von Max höre, was er erlebt hat und wie seine Persönlichkeit gestärkt wurde, fühle ich mich in meiner Entscheidung sehr bestätigt." Max habe interkulturelle, ökologische, sprachliche und soziale Bildung erlebt, da hätten auch die Klasse und die Schule etwas davon. Zugleich lobt Meier seinen Schüler: "Ich finde das ganz schön mutig, was er da gemacht hat."

Vier Wochen gemeinsam in einem Camp, war da das Zusammenleben nicht manchmal schwierig? "Wir haben uns alle gemocht", betont Max. "Zum Streiten hatten wir gar keine Zeit." Auf die Frage, ob er seine Familie arg vermisst hat, meint er: "Nein, Heimweh habe ich nicht gehabt. Aber schlimm war der Abschied von meinen neuen Freunden." Ein wenig darüber hinweg hilft die Whatsapp-Gruppe, die sie eingerichtet haben: "Wir schreiben uns oft!"

Ein Wermutstropfen bleibt: Max muss den verpassten Schulstoff nachholen. Das fordert ihn schon ordentlich. Außer in Englisch - da hat er in Costa Rica jede Menge gelernt.

Bilder