Hof Auf den Schwingen des Glücks

Ute Michael

Die Kastelruther Spatzen bereiten ihren Fans in der Hofer Freiheitshalle einen beschaulichen Abend. Doch die Kapelle schlägt, wenn auch nur kurz, ernstere Töne an.

 
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Hof - In Tracht mit Stiefeln und weißem Hemd betreten am Samstagabend sieben Mannsbilder aus Südtirol die Bühne. Die Kastelruther Spatzen sind auf Tour mit ihrer neuen CD "Älter werden wir später" und machen Station in der Hofer Freiheitshalle. Zeitlose Leichtigkeit erfüllt für gut zwei Stunden das Haus. Es ist das Zusammenspiel der Musik, der Männer mit ihren romantischen Liedern und der großformatigen Bilder, das diesen Abend so wertvoll für die Fans macht. In den Reihen des Publikums finden sich mindestens so viele Männer wie Frauen. Ob Tracht, Jeans oder Pullover - die Liebe zu "ihren Spatzen" verbindet sie.

Das erste Lied erklingt: "Älter werden wir später, dafür haben wir keine Zeit". Die Kastelruther Spatzen starten damit in der Freiheitshalle ihren musikalischen Reigen mit der Botschaft, jeden Augenblick zu genießen. Beeindruckend die Kulisse, bestehend aus Bergen, die abwechselnd in rotes, blaues, grünes Licht getaucht werden. Berge, Wiesen, die Seiser Alm, Kastelruth und vieles mehr sind zu sehen. Dazu eine Musik, in der viel Seelenruhe steckt. Frontmann Norbert Rier begrüßt das Publikum und besonders die Fanclubs aus nah und fern, Oma Brigitte sowie Horst und alle, die gerade irgendetwas zu feiern haben. "Wir feiern dieses Leben", sagt er. Die Augenblicke seien es, die das Leben ausmachen.

Die Übergänge der humorvoll-hintergründigen Lieder sind fließend, hinzu kommen kleine Erzählungen aus dem facettenreichen Leben. Ihre Liebe zu ihrer Heimat Südtirol beschreiben die Musiker in "Die Rose von Südtirol", "Heimat" und "Mein Tirol, ich vermisse dich". Noch heute gebe es dort, in den Bergen, Bunker und Stollen aus dem Ersten Weltkrieg. Deshalb habe er als Mahnmal das Lied "Tränen der Dolomiten" geschrieben. "Monte d’amore" und "Mein Anti-Stress-Express" seien Lieder des neuen Albums, erklärt Norbert Rier. Die Musiker schenken ihrem Publikum Lieder über das Schöne im Leben, aber auch Nachdenkliches, wie vom Verzeihen und von der Liebe. "Drei weiße Birken", "Dem Leben ins Gesicht gelacht" und "Jeder Tag ist eine Rose" stecken voller Wärme, die man auch empfindet, wenn man beispielsweise auf der Seiser Alm im Liegestuhl liegt. Oder dort wandert, klettert, mit dem Fahrrad unterwegs ist oder das Winterkleid der Region genießt.

All das beschreiben die "Herren im besten Alter" auf der Bühne. Chef, Frontmann und Leadsänger Norbert Rier ist von Beruf Landwirt und betreibt eine Haflingerzucht in seiner Heimat. Albin Gross textet, komponiert, spielt Akkordeon und Keyboard, Rüdiger Hemmelmann Schlagzeug, Karl Heufler Bassgitarre und Bariton, Kurt Dasser singt die zweite Stimme und spielt Gitarre, Valentin Silbernagl spielt Saxofon und Walter Mauroner Trompete.

Nach der Pause mausern sich die freundlichen Spatzen zu kraftvollen Adlern, die ihre Fans zu Höhenflügen über die Südtiroler Berge mitnehmen. Man müsse mit seiner Vorstellungskraft den warmen Aufwind spüren, die Arme ausbreiten und damit zum Lied "Adler im Wind" immer höher und höher in den Südtiroler Himmel aufsteigen. Ein Großteil der Leute aber genießt das beim "Sitzsurfen" schunkelnd, klatschend und singend.

Viele im Publikum hält es beim Medley bekannter Hits nicht mehr auf den Sitzen, sie fluten den freien Raum vor der Bühne. Die entspannten Musiker freuen sich über die Begeisterung und schenken ihnen zum Abschied weitere kleine Glücksmomente. "So oder so ist das Leben" und "Der Mensch braucht Freunde, die einem Hoffnung lassen", sagt Norbert Rier. Aber selbst der schönste Abend geht einmal zu Ende. Dann verabschieden sich die Musiker aus Südtirol von ihrem Publikum. Eine Zugabe und der Wunsch nach einem Wiedersehen beenden einen Abend jenseits von Alltagssorgen, Klimawandel und Weltpolitik.

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