Hof Die krabbelnde Gefahr

Lothar Faltenbacher
Die krabbelnde Gefahr Quelle: Unbekannt

Das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Hof registriert ungewöhnlich viele Fälle der durch Zeckenbisse ausgelösten Krankheit FSME. Die Behörde wirbt deshalb für eine Impfung.

 
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Hof - Fünf Fälle von FSME sind dem Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Hof heuer bereits gemeldet worden. Das teilt Stefanie Schulze, Sprecherin des Landratsamtes Hof, auf Nachfrage der Frankenpost mit. Drei der Erkrankten haben demnach einen schweren Verlauf und befinden sich im Krankenhaus. Davon leidet ein Patient an einer Gehirnentzündung (Enzephalitis), einer an Meningitis. Zu einem Todesfall sei es bisher glücklicherweise nicht gekommen. In den Jahren 2018 wurde nur ein Fall und 2019 drei Fälle gemeldet. Von den bisher im laufenden Jahr aufgetretenen fünf Fällen betreffen alle Bürger, die im Landkreis leben. Im Vorjahr waren es zwei aus der Stadt Hof und einer aus dem Landkreis.

Über mögliche Ursachen wollen die Mediziner des Hofer Gesundheitsamtes nicht spekulieren, die Amtskollegen aus dem Nachbarlandkreis Kronach halten es für möglich, dass für den Anstieg der Erkrankungszahlen der milde Winter und die im ersten Halbjahr nicht so heiße Witterung verantwortlich sein könnten. Beide Faktoren führen nach deren Überzeugung dazu, dass mehr Zecken überleben und sich vermehren. Hinzu komme, dass sich die Menschen wegen der Corona-Pandemie vermehrt im Freien aufhalten.

? Was ist FSME?

Es handelt sich dabei um eine Viruserkrankung, die durch den Speichel von infizierten Zecken übertragen wird. Bei neun von zehn Erkrankten treten überhaupt keine Symptome auf, im schwersten - und zum Glück relativ seltenen - Fall kann es aber zu bleibenden Folgeschäden wie Lähmungen und Krampfanfällen kommen. Die Übertragung des Erregers ist somit mindestens zehnmal häufiger als die oben genannten Erkrankungszahlen.

?Wo gibt es besonders häufig FSME?

Regionen mit hohen Fallzahlen sind Oberbayern und Österreich. Aber auch aus den baltischen Staaten und der ehemaligen Sowjetunion werden in den letzten Jahren sehr hohe Fallzahlen gemeldet. Und auch Stadt und Landkreis Hof und alle umliegenden Landkreise zählen seit vielen Jahren zu den Risikogebieten

?Wie kann man sich schützen?

Gegen die FSME gibt es seit vielen Jahren eine gut verträgliche Impfung, die von den Krankenkassen in Risikogebieten (also auch in Stadt und Landkreis Hof) bezahlt wird. Sie kann von jedem Hausarzt verabreicht werden und besteht aus drei Spritzen in mehrmonatigen Abständen. Damit man im Frühsommer einen Schutz hat, sollte man mit der Impfung noch im Winter beginnen. Aber auch jetzt ist die Impfung noch sinnvoll. Die komplette Grundimmunisierung verleiht einen Schutz für mindestens drei Jahre. An allgemeinen Schutzmaßnahmen empfehlen sich das Tragen von Kleidung, die Arme und Beine bedeckt, und die Kontrolle der Haut nach "Ausflügen ins Unterholz". Auch Insekten abwehrende Mittel ("Repellents") haben eine gewisse Schutzwirkung. Falls man doch von einer Zecke gebissen wird, sollte man sie sofort (am besten mit einer speziellen Zeckenpinzette) entfernen. Ein Drehen der Zecke ist dabei nicht erforderlich, auch wenn ein kleiner Teil der Saugwerkzeuge in der Haut verbleibt, hat dies keine schlimmen Folgen. Das Insekt darf auf keinen Fall mit Öl, Salz oder anderen Stoffen beträufelt werden, da die Tiere dann ein Sekret ausscheiden und die Ansteckungsgefahr erhöht wird.

?Wer sollte sich impfen lassen?

Die FSME-Impfung sollten alle Personen durchführen lassen, die in Verbreitungsgebieten der FSME leben oder sich vorübergehend dort aufhalten und der Gefahr von Zeckenbissen ausgesetzt sind.

?Was ist sonst noch zu beachten?

Durch die Zecken wird auch eine andere Erkrankung, die sogenannte Borreliose, übertragen. Diese vollkommen andersartige Krankheit tritt überall in Süddeutschland etwa gleich häufig auf.

Es gibt also keine Risikogebiete wie bei der FSME-Erkrankung. Gegen die europäische Borreliose existiert keine Impfung, die Krankheit kann aber gut mit Antibiotika behandelt werden, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Deshalb sollte jeder, der von einer Zecke gestochen wurde (auch wenn er gegen FSME geimpft ist), einen Arzt aufsuchen, wenn um die Stichstelle eine sich ausbreitende Rötung auftritt.

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